Prag am 2. November 1828

Mein lieber, theurer Herr Schwager!

 Ich würde Dir meine Ankunft in Prag schon vor mehreren Tagen angezeigt haben, wenn ich nicht stündlich ein Schreiben von meinen lieben Angehörigen erwartet hätte. Ich war der sichern Meinung, daß mich wenigstens 2 oder 3 Briefe in Prag erwarten werden, doch zu meinen großen Mäßvergnügen451 fand ich nicht einen, und ich sehs deutlich, daß Ihr gänzlich auf mich vergessen habet, was mich warhaft sehr schmerzen müßte, besonders von Dir lieber Freund, der ich Dich stäts so sehr geschätzt und geachtet habe und mit wahrer brüderlicher Liebe zugethann bin. Ich habe an den H. Vatern, Fr. Mutter [et] Schwester geschrieben, doch auf 5 Briefe weder von einen noch den andern eine Antwort erhalten. Euer so langes Stillschweigen ist mir unbegreiflich und veranlaßt in mir so manche Vermuthungen, die wenn sie wahr wären[,] mir den Tod bringen würden. Schreibe mir daher guter Fidelio gleich nach Empfang meines Schreibens die Ursache weshalb Ihr mich so lange ohne Nachrichten gelassen habet, da Ihr mir dadurch so viele trübe Augenblicke des Tages verursacht. Ich hoffe diese Bitte nicht vergebens an Dich gethann zu haben, und erwarte in der Zukunft überhaubt etwas mehr Briefe als wie bis nun von Dir zu erhalten.

Vorigen Sontag spät am Abend bin ich hier angelangt. Auf meiner ganzen 3 Tägigen Marsch von Königgrätz hieher ist mir nichts wichtiges pasirt. Ich habe mich nun schon so an das Gehen angewohnt, daß ich die weiteste Reise zu Fuß unternehmen könnte, die mich aber dem ungeacht so hoch zu stehen kommen würde, als beim Fahren, da ich stäts in den besten Gasthäusern übernachte und mir Unterwegs auch nichts in der Kost abgehen lasse. Trotzdem das mir meine neuen Juchtenstiefeln durch das Gehen 4 Plattern an den Füssen aufgerieben haben, welche aber nun schon verheilt sind, machte ich doch in Zeit von 6 Tag ununterbrochen einen Weg von 26 Mailen und hatte dabei ein Vergnügen, wie ich es nie beim Fahren genossen hätte. Sah ich eine schöne Gegend auf meinen Marsch die mich entzückte, so wünschte ich Euch zu mir, befiehlt mich eine Anmahnung von Traurigkeit so dachte ich an Euch, kurz faßt beständig hatte ich Euch Ihr Lieben im Sinn. Wie oftmahls zog ich in einsamen Stunden //2 Eure theuren Porträte hervor und ergenzte durch meine Pfantasie was die Mahlerskunst nicht vorzustellen vermochte, und hatte ich Euch dann ganz lebhaft vor mir, so küßte ich die schätzbaren Ebenbilder mit allen Gefühlen der Liebe und glaubte in Ihren Zügen die ganze Welt zu erblicken. Meine Ältern, die Schwester und Du guter Freund seit mir das Theurste und Wichtigste auf dieser Erde, mein Herz kennt noch keinen andern Gegenstand, keine andere Liebe, die der Euren gleich kommen konnte.

Da es schon etwas späht war als ich nach Prag kam, so blieb ich in einen Gasthof übernacht, und machte erst Tagsdarauf meine Aufwartung bei H. Mascher wo ich aufs freundschaftlichste und zuvorkommenste aufgenommen wurde. Ich muß gestehen, daß ich hier abermahls eine so ausgezeichnete Behandlung in jeder Hinsicht bis nun geniesse wie bei H. Lobmayr in Wien, nur habe ich hier die Unkomodität sehr weit ins Gewölb gehen zu müssen, da sie beim H. Mascher in der Jesoitengasse äußerst beschrenk mit den Platze sind, und man mich doch nicht ins Gesellenzimmer geben wollte, so erhielt ich ein eigenes schönes Zimmer in ihren 2t Haus welches sich auf den Rosplatz befindet. Dies ist der großte und schönste Platz in ganz Prag bieldet ein Quadrat, man hat eine ¼ Stunde zu gehen bis man von einen End zum andern kommt, und ich befinde mich leider schon ganz am letzten Ende desselben. Ich habe daher täglich ½ Stunde ins Gewölb und wieder zurück (zum Platz) zu gehen.

Im Frühjahr mag es wohl ein angenehmer Spaziergang sein, doch nun hat man in Böhmen schon seit langer Zeit ein heiteres aber kaltes Wetter, was mir aber denoch nichts macht da ich ein rüßtiger Fusgänger bin. Auch das Gewölb des H. Mascher ist wie Tag und Nacht im Vergleich mit den H. Lobmayr seinen. Aldort war alles aufs prächtigste hergestellt, die schönsten Waaren die Böhmen erzeugen konnte[,] hatte ich dort gesehen, hier komt mir nun die ganze Einrichtung so ungustios, die Waaren alle so gemein ordinär vor. Dies verursacht das ich wenig Vergnügen im Gewölb finde. //3

Ich habe bis nun erst einen kleinen Theil der Stadt Prag gesehen, doch gefält sie mir schon recht gut, sie ist um vieles großer als die Stadt Wien mit Ausnahme der Vorstädt, hat große Plätze und Paläste und schöne umliegende Gegenden. Ich hoffe viel sehens werthes darin zu finden und werde es Dir nach und nach berichten.

Ich ersuche Dich H. Fabriotti schönstes in meinen Nahmen begrüßen zu wohlen, wie auch Deinen werthen H. Vatern sammt allen Angehörigen in Krainburg, H. Urbanschitz so wie alle unsern übrigen Bekanten, denen ich mich insgesammt empfehlen lasse.

Wie befindet sich den Hauptmann Hauk? Sage der schlimmen Josephine, daß ich sehr bos auf sie bin, da sie mir auf keinen Brief eine Antwort ertheilt hat, daß ich sie aber demungeacht452 noch una[u]ssprechbar lieb habe, Du aber bleibe auch in die Zukunft noch mein Freund und schenke Deine Gewogenheit und Liebe

Zuliegendes Schreiben bitte an

Vatern übergeben wohlen.

Deinem

Dich hochschätzenden Bruder

Valentin

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