Geliebter Fidelis!
Laibach am 11. Decembre.
um 10. Uhr Abends. 1826.
Heute bin ich recht traurig, weil ich gestern wie auch heute, kein Schreiben von Dir erhalten habe.
Wie konnt es dein,273 daß Du meine[n] Fleiß so schlecht belohnst? – Ist Dir mein vielles Schreiben lästig? – Liebst Du mich nicht, wie sonst? – Hast Du so vielle Zerstreuungen? – Oder so viel zu thun?
Bist Du krank? Doch genug der Fragen //2 die nutzen mir ja – Grausam ist es von Dir, mich so der Ungewißheit zu überlassen, verdient Deine so zärtlich liebende Pepi das? Deine Abwesenheit quällt mich schon so hinlänglich, nun noch Dein Stillschweigen, – nun tröste ich mich mit Morgen, ob ich da einen Brief bekome? ––––––––––––––––
Die Möglichkeit allein, daß bey den Posten oft Verzögerungen vor sich gehen; macht, daß ich noch außer der oberwähnten Klage, noch etwas anders mit Dir zu sprechen im Stande bin. –
Vor allem muß ich sagen, daß //3 der Fabriotti rasend in die Maly verliebt ist, oder sich so spiellt; (weil mir diese Liebe gar zu schnell geboren scheint). Heute begegnet er mir auf der Gasse, und spricht gleich von Amalien, und äußert mir er habe die größten Hoffnungen, – alle Hindernisse, die ich ihm vorstellte, glaubt er leiht besiegen zu können. – Nachmittag war die Uranitsch bey mir, und erzählte mir, daß Fabriotti sie und die Amalie am verfloßen[en] Samstag aus der Geselschafts Academie begleitet habe, dann mit ihnen noch hienauf gegangen sey, und da, der Maly ganz förmlich seine //4 Erklärungen gemacht habe, und das auf eine so heftige Art, daß er sie mit Gewalt immer küßte und umarmte, – Amalie habe ihn angehört, aber nicht erhört.
Mache von dem gesagten keinen Gebrauch, und vertilge diesen Brief, das mehrere erzähle ich Dir mündlich.
Von Kaltenbrun weiß ich Dir nichts zu berichten, weil ich heute nicht unten war. – Lebe wohl mein Fidelis. Gott lasse Dich bald in meine Arme kommen, ich sehne mich unaussprechlich nach Dir.
Bey der Rückreise sey behutsam, reise in Geselschaft ich bitte Dich
Deine Pepi
Die Wagner laßt Dich grüßen.
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