Verehrte Freundinn!

Ihr werthes Schreiben aus Ihrem Verbannungsorte vom 26. d. als Entgegnung auf mein voriges ohne Datum, wenn ich mich recht erinnere, hat mich heute um so angenehmer überrascht, da ich früher bey mehrern Gelegenheiten schon in meiner Hoffnung sehr unangenehm getäuscht worden bin. Wirklich dachte ich schon, Sie wollen meiner Existenz den bittern Hohn sprechen und meinen Brief keiner Antwort würdigen; ich entschloß mich daher, Ihnen einen zweyten desselben Inhaltes zu schreiben, und Sie dadurch zu einer Erwiederung zu zwingen. Obwohl Sie diesem meinen verzweifelten Entschlusse durch Ihre gütige Zuschrift zuvorgekommen sind; so glaube ich doch, Sie werden das Vergnügen mir nicht versagen, mich schriftlich mit Ihnen zu unterhalten, da das Glück persönlich Ihren angenehmen Umgang zu genießen nicht gegönnt ist. Sie sollen daher zu Ihrem Verdruße einen zweyten Brief von mir erhalten – und wenn Sie ihn auch ungelesen bey Seiten legen. Darin will ich vorzüglich zweyer unangenehmer Umstände Erwähnung thun, die mich des Hochgenußes, der mir zugedacht war, so ganz ungerechter Weise beraubten und in meiner Erwartung täuschten. //2

Eine Parodie auf meinen vorigen Brief wollten Sie mir schreiben – und was hinderte Sie daran?

Es ist ein Anstrich einer üblen Laune, ein Anflug eines trüben Sinnes. Mich wegen einer Laune der Freude beraubt zu sehen, der Parodie dunklen Sinn zu errathen, der schiefen Worte vielfältige Bedeutung bald zum Vortheile bald zum Nachtheile auslegen und aufs genauste abwägen zu können, ob wohl der eine oder der andere hier oder dort vorschlagen dürfte, ist wohl etwas, was meine fröhlichste Laune mit einem Schlage in die übelste verändern müßte, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte mit aller meiner Beredtsamkeit in diesem Briefe gegen das Beherrschen durch Launen zu Felde zu ziehen. Sie vom Trübsinne geplagt zu wissen, Freundinn! ist wohl geeignet mich im Trübsinne ganz zu vergraben. Doch warum versinke ich ganz gegen meinen Willen darein? Ich muß mich ermannen, mein Wahlspruch ist, und ich habe es mir zum Thema dieses Briefes gewählt, “Der Mensch soll sich nie von übler Laune und vom Trübsinne überwältigen lassen”. Alle Laune!

Trübsinn! ihr schwarzen Angeheuer seyd ferne von jeder menschlichen Seele. Freundinn! lassen Sie diese Feinde jedes Glückes nicht an den Wurzeln Ihres Lebens nagen. Warum soll sich der Mensch sein Leben durch Launen bitterer und kurzer machen, da des Sterblichen Leben schon von Natur aus so vielen Unannehmlichkeiten ausgesetzt und ohne dieß kurz vorgemessen ist? Warum suchen Sie, Freundinn! bey übler Laune nur in der Gesellschaft Mittel //3 dieselbe zu vertreiben, da Sie in sich selbst so viele Vorzüge und vortreffliche Eigenschaften besitzen, die die erprobtesten Gegengifte sind der üblen Laune? In der Gesellschaft wird üble Laune und Trübsinn nur unterdrückt, nicht beruhigt oder aufgeheitert. Dem Trübsinne muß man mit Muthe in die Stirne schauen, er zertheilt sich wie dichte, finstere Wolken in Nebel und zergeht allmählig ganz. Wenn man mit festen Sinne den Ursachen des Trübsinnes nachdenket, so findet man sie sehr oft an und für sich nichtig und nicht Nicht haltend. Ist das einmahl der Fall, hat man dem Trübsinne diese Ansicht abgewonnen, so kann er selbst nicht lange darauf mehr bestehen. Er löset sich von selbst in Heiterkeit auf, wo er sonst, wenn man ihn durch Zerstreuung in Gesellschaft für dem Augenblick unterdrückt hat, sobald diese sich zerschlagen hat, sich wieder vom neuen einstellen muß. Wären aber auch die Ursachen des Trübsinnes gegründeter, wären sie wichtiger, als d[aß] man beym ersten Anblicke ihre Nichtigkeit erkennen könnte, so darf man den Muth sogleich nicht sinken lassen, eine zweyte umsichtigere Prufung derselben nicht scheuen, sie haben oft den blendenden Schein von Wichtigkeit an, aber einen kritischen Blick halten sie nicht aus, nach kürzerer oder längerer Zeit stellen sie sich doch in aller ihrer Nichtigkeit dar. Thun Sie meine verehrte Freundinn! bey ihren trübsinnigen Stunden nach meinem Rathe und Sie werden den Trübsinn Sie fliehen sehen wie Sie auch von ihm geflohen zu werden verdienen. Sollten Sie doch auch noch einen andern Fall bey Ihnen für möglich halten, wo die Ursachen Ihres Trübsinnes auch diese strenge Prüfung bestehen dürften, so legen Sie diesen Verwickelten Knoten einer zweyten Person lieber zur //4 Entscheidung vor; vielleicht ist diese im Stande die Sache auf den vorigen Standpunkt zurückzuführen und die Nichtigkeit durch Beweise, die auch Ihnen dann einleuchten werden, zu demonstriren. Doch ich will noch einen Schritt zurückweichen, ich will auch den schwer möglichen Fall annehmen, Sie würden nach allen diesen löblichen Anstrengungen gegen üble Laune Grund dazu vorhanden finden, so weise ich Sie an jene Seelenstärke an, die ich hinlänglich an Ihnen kennen gelernt habe, und ich versichere Sie, Sie werden an diesem Felsen und an dem Gedanken: “was könnte ich wohl durch das tiefste Versinken in dem Trübsinn an dem bevorstehenden Bose ändern, ich will nicht sagen verbessern” alle Wolken des Trübsinns in den lichtesten Nebel sich auflösen sehen. Mit allen diesem wollte ich aber nicht gesagt haben, Sie sollen die Gesellschaft fliehen, sich in Ihr Zimmer einsperren, immer nur mit Ihren Gedanken sich beschäftigen. Sie sollen vielmehr viel in Gesellschaft zubringen, doch eben damahls nicht wo Sie trübsinnig sind, Sie sollen den Trübsinn auf oben geschilderte Weise von sich weisen und bey froher Laune Gesellschaft suchen, denn dann werden Sie fremde Gegenwärt leicht vertragen können, und Ihrer angenehmen Gegenwart großmüthig andere genießen lassen, dann wünschte auch ich, mich in Ihre Gesellschaft versetzt zu sehen. –––

Sie wollten mir noch manches von Ihrem Thun und Lassen, Ihrem Befinden und Empfinden schreiben, aber ein mir ungünstiger Umstand trat dazwischen, Sie legten die Feder weg und schlossen zur Unzeit. //5

Doch ich darf nicht darüber in Trübsinn verfallen, um nicht mit meinem eigenen Beyspiele niederzureisten, was ich mit Worten aufzurichten mir angelegen seyn ließ. Ich breche daher von diesem zweyten Umstande ab und übergehe auf andere Ihnen interessantere Gegenstände und Personen. Ihr Bruder kann sammt seinen Cameraden am 26. Abends nach 10 Uhr zurück. Er ist erhalten zurück gekehrt, brauchte aber zwey gute Tage, um sich von den überstandenen Strapazen dieser campagne zu erhohlen. Er läßt Sie vielmahl küssen. Mama, die sehr aufgehaten war über sein waghaftes Unternehmen, lacht jetzt doch wacker zu, wenn er die Müheseligkeiten des Bergsteigens schildert und die verzweifelten Lagen seiner zwey Kriegscameraden in lebhaften Farben aufträgt.

Sie befindet sich recht wohl und ist sehr heiter und gewinnt wieder den Fidelis von Tag zu Tage lieber. Herr Vater befindet sich so gut als er sich je befand. Fidelis habe ich heute den ganzen Tag nicht gesprochen. Er hat in Abwesenheit seines Compagnons bedeutende Geschäfte in Getreide und Knoppern gemacht; von letztern hat er alle Vorräthe in Laybach und Cilly verkauft. Er ist heute Frühe nach Kaltenbrunn gefahren um beym Verpacken derselben zugegen zu seyn. Ihr Brief ist ihm heute Vormittags nach geschickt worden; am Abende bey seiner Zurückkunft wird er uns erst Ihre Neuigkeit Kund geben können. Da ich auf diese Art heute Ihr einziger Correspondent seyn werde, finde ich mich um so mehr verpflichtet, Sie mit einer längern Zuschrift zu incommodiren //6 dafür bitte ich Sie mir meine schlechte Schrift zu verzeihen. Mit nächster Gelegenheit wird sich Ihr Fidelis gewiß beeilen sein Versäumtes einzuhohlen. Herr Tini hat zu großer Zufriedenheit der Ältern wieder kein Pferd nach Hause gebracht, vorzüglich gefällt der Mama seine Vorsicht und Accuratessa508 bey diesem Handel.

Rottauer509 hat in Klagenfurth durch Gastfreundschaft und Persuasion alles aufgebothen um ihn zu fangen, allein vergebens. Nicht so gut kam doch Fabriotti aus dieser gelegten Falle heraus; er kaufte zwey alte Schindmähren, doch nur für Hrn Galle.

Ob wir uns sehen und wann wir uns sehen werden; wo wir uns sehen und wie wir uns sehen werden, werden Sie von Ihrem Fidelio erfahren.

Der Gouverneur510 ist letztens schon um 1 Uhr hier angekommen der neue Hofrath soll in seiner Kanzley 37 Beamten zählen, und sollte das TabakLotto – u. Bancalamt und Domaenenadmistration vereinigen; er findet aber beym einzigen Tabakamt bey 30 Beamte, er ist in großer Verlegenheit wegen der so großen Zusammenziehung, was er mit den überflußigen Beamten anstellen soll; er hat darüber einen Bericht an die Hofstelle geschickt. Seine Kanzley wird kaum anno 31 zu Stande kommen. Öffentliche Nachrichten melden uns, daß der Kronprinz am 8. September zum König von Ungarn gekrönnt wird; PrivatsNachrichten aus Wien wollen wissen, d[aß] er eine preussische Prinzessinn nehmen sollte. Die Stadt Laibach ist voll, d[aß] die Wetscherische Therese511 heurathen sollte, das d[eß]wegen, weil Prof. Viditz nach Laibach gekommen. Sontags ist der Domdechant512 installirt worden, Freytags wird es der Domprobst, Ihr Vater ist auf den Tag zu ihm zur Tafel eingeladen worden; er war selbst bey ihm und hat auch Ihr Quartier in Augenschein genommen, er wünscht, d[aß] Ihnen das Bad gut anschlagen möchte.

Ich habe kein Papier mehr daher zeichne ich mich als Ihren aufrichten Freund Johann Terpinz 

Laibach am 28. Jully 1830.

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