Brünn am 30te September 1828.
Vielgeliebte, beste Frau Schwester!
Um Deinen Wunsch, von mir öfter Nachrichten zu erhalten, genuge zu leisten, will ich die erste freie Stunde die mir bis nun erübrigte dazu benützen mich mit Dir theurer Engel schrieftlich zu unterhalten. Du wirst aus meinen Brief von 28t. dies den ich an den H. Vatern erließ ersehen haben, daß ich ganz gesund den 27t. hier eintraf. Hoffentlich wirst Du von mir eine Beschreibung von den Merkwürdigkeiten Brünns erwarten, doch leider giebt es allhier so wenig wichtiges, das ich Dir faßt gar nichts anzuführen weiß. Ich selbst habe mir viel mehr von dieser Stadt versprochen die doch 36 000 Einwohner hat, fand aber das Laibach eine viel reinere und regulären gebaute Stadt ist. Ich habe mich schon so sehr an das prächtige, geschmakvolle von Wien angewöhnt, daß mir nun jeder andere Ort unbedeutend vorkömt, doch ich kann ja in kürze in eine schöne Stadt nach Prag die gewieß nicht viel Wien nachgeben wird.
Brünn ist auf einen hüglichten Boden erbaut, was schon einen unangenehmen Eindrug439 auf den Fremden macht, sie besitzt außer den Lichtensteinischen und Didrichsteinischen Palais und dem Landhaus keine bedeutenden Gebäude. Es hat mehrere große und schöne Kirchen die jedoch nur wenige Stunden des Tages offen sind, was als Beweis dient wie wenig man hier aufs bethen denkt. Das Francens Museum440 welches erst seit ‘ 820 errichtet wurde, umfaßt vaterländische Ges[ch]ichte und Alterthumskunde, Naturgeschichte, Phisick, Chemi, Produkt und Waarenhandel, und ich wurde durch die Reichhaltigkeit jedes Faches angenehm überrascht. Das Gefä[n]gniß Spielberg ist auf einen Hügel in der Mitte der Stadt erbaut, ist durch dreifache Wälle äußerst stark befestigt, doch ist es leider verbothen daß Innere desselben zu besichtigen. Merkwürdig ist Brünn einestheils der vielen Fabriken wegen, wovon mehrere durch Dampfmaschinen betrieben werden, die ich mir auch ansah, weil ich bis nun nichts änliches gesehen habe; jetzt aber doch einen ziemlichen Begrief davon machen kann. Es ist wahrhaft eine unglückliche Erfindung, da viele tausend Menschen dadurch ums Brod kommen. //2
Die Stadt hat 4 Thöre, ist mit einer Mauer umgeben und durch eine Glasie441 von den Vorstädten entfernt. Von den Vergnügungsörtern, zeichnet sich vorzüglich der Francensberg aus, an dessen Spitze ein herlicher Obelisk stehet, von wo aus man die prächtige Umgebung Brünns übersieht, von da aus zertheilen sich auch auf alle Seiten Wege die zu Grotten, Lauben, Ruinen oder Springbrunnen führen. Das Theater gleichet sowohl dem Gebäude nach, als in Besetzung der Truppen dem Laibacher.
Den jungen Haberlein habe ich noch hier gefunden. Er fuhr heute früh nach Olmütz mit einen Glashändler, den mich auch dringends perschwadirt mit zu fahren, ich habe jedoch keine Lust dazu gehabt, da Olmütz eine gar zu unbedeutende Stadt ist, und alsdan noch von dort 4 Meilen weiter und wieder nach Brünn zurück hätte reisen müssen, was mich zu viel Zeit gekostet hätte. Auf morgen bin ich von Glasermeister Mally auf eine Landparti eingeladen worden, wir fahren nach Adamsthal442 und Sloup,443 merkwurdig wegen den romantischen Partien und zwei großer Kalkhölen. Übermorgen verlasse ich Brünn, und mache meinen ersten Versuch einer Fusreise nach Politzka. Du glaubst nicht wie gerne ich schon dort wäre, und welche Freude es mir sein wird meine Anverwanten zu begrüssen.
In Wien unterhielt ich mich die letzten Tage noch recht gut, in Gesellschaft des H. v. Fabriotti und den Koschtischen444 aus Grätz die schon 10 Tage in Wien waren ohne das ich was gewußt habe, und ich hätte es noch nicht erfahren, wenn nicht der Fabriotti die Nachricht aus Grätz gebracht hätte. Sie hatten viel Freude uns Laibacher zu sehen und wir wünschten alle auch Dich bei uns haben zu können. Bald wäre ich Versuchung gekommen noch 8 Tage länger dem H. Fabriotti in Wien
zu bleiben. Gleich Tags darauf nachdem er ankam war das große Feld Manöver, welches wir auch zusammen angesehen hatten, doch der arme H. Fabriotti wurde dabei durch das viele herumgehen (indem er ohne dies noch müde von der Reis war) so abgemattet, daß es ihm völlig unwohl wurde. Es war ein herlicher Tag der mir unvergeslich bleiben wird, es waren bei der Produktion 130 Kanonen und 45 000 Mann. Die Kannonad dauerte ununterbrochen von 6 Uhr Früh bis //3 2 Uhr Nachmittags. Wir positi[onie]rten uns auf einen Berg, wo auch das Zelt der Kaiserinn aufgestellt war, und übersahen das ganze Schlachtfeld alle Bewegungen. Dir das prachtvolle dieses Anblickes zu beschreiben, ist keine Möglichkeit[.] H. Fabriotti soll es Dir mündlich erzählen, doch fand ich daß er etwas wenig Sinn für Natur und Kunst hat, er ist ein Kaufmann und macht ungerne einen Schritt
ohne einen Nutzen daraus ziehen zu können. Es wundert mich noch das er nach Wien gekommen ist.
Du wirst mir verzeihen liebe Schwester, daß ich Dir keine Nachrichten geben kann wegen den
Wikler, die Zeit war so kurz, daß ich darüber keine Erkundigungen einziehen konnte.
Die Nachricht von schwernen Krankheit des H. Hauk445 hat mich erschröckt, soll er wirklich nicht mehr aufkommen? Ich bedaure die gute arme Familie, es wird ein harter Schlag für sie sein, grüsse sie alle aufs schönste in meinen Nahmen.
Die Dämmerung überfällt mich, so daß ich kaum mehr die Buchstaben von einander unterscheiden kann. Grüsse mir alle Bekanten besonders aber Deinen geherten H. Gemahl. Meinen lieben Altern vermählde meinen Respekt und Handkus.
Mit inniger Liebe ewig unwandelbar
Dein
theuer Bruder
Valentin
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