Königgrätz am 23. 8ber 1828.
Meine liebe, theure Frau Schwester!
Um Dir zu beweisen wie sehr ich Dich liebe, benütze ich diese freie Stunde (in welcher eben das Concert eines großen Künstlers statt findet) um an Dich diese Zeilen zu erlassen. Ich hätte recht gerne die Accademie besucht, doch die Vorstellung Ihr möchtet wegen meiner Sorgen haben da Ihr nicht wießt wo ich bin, veranlaßte mich lieber die Feder zu ergreifen.
Mich wunderte es sehr, daß ich wären446 meinen ganzen Aufenthalt in Sadegg außer den 1t Brief des Vatern gar kein Schreiben Euch erhielt. Habt Ihr meine 2 Briefe von Brünn und 2 von Sadegg etwa nicht erhalten. Oder habt Ihr nach Prag geschrieben da Ihr mich warscheinlich schon dort glauben werdet.
Mit vieler Mühe hatte ich es dahin gebracht, daß ich doch diesen Montag von Sadegg fort kam, sie wolten durchaus mich biem Pfilipp Zeschko eine Woche noch behalten. Beim fortfahren weinten alle nicht anders als wenn ihr eigener Sohn das Haus verlassen würde. Sie wollten einiges zum Andenken mir mitgeben, jedoch ich wolte durchaus nichts annehmen. H. Onkel Pfilipp begleitet mich mit einen Kales447 bis zu seiner Schwester Elisabeth Herlitschka welche 3 erwachsene Töchter und 4 Knaben hat.
Es war soeben der Kirchtag aldort gefeiert worden, alle waren über unser Erscheinen hoch erfreut und wir wurden aufs freundschaftlichste bewirthet. Ich blieb die ganze Nacht auf, da immerwärend musizirt und getanzt wurde, indem allda sich das Wirtshaus befindet, mit hin war ich so glücklich
auch einen bömischen Kirchtag gesehen zu haben, der sich in mancher Hinsicht auszeichnet. Mit den Vatern des Herlitzka der schon 100 Jahr alt ist, trotz dem aber noch beredsam, unterhielt ich sehr gut.
//2 Dienstag ging ich zu fuß in Gesellschaft des H. Herlitzka in das von dort 3 Stunden entfernte Bergwerk Lukavitz welches in ganz Böhmen das berühmteste ist und den Führst Auersberg angehört. Hier sah ich die Erzeugung des Schwefels, Alaun, Grünspan, Vitriol und aller möglichen Säuren.
Ich zog ein von schwarzer Leinwand gemachte Caputze an und ließ mich in einen Korb in die unterirdischen 200 Klafter tiefen Gänge herab lassen. Hier ging ich bei Lampenschein in den verschiedenen Stunden langen Wegen herum, sah wie die Arbeiter die Masse mit Pulver spre[n]gten, jedoch wurde es mir zu heiß, um mich gar lange unten aufhalten zu können. Auch besuchte ich
die allda befindliche Glasfabrik, wo aber eben nichts gearbeitet wurde. Ich hätte Dir viel von diesen Bergwerk noch zu bemerken, doch der Platz ist zu klein um weitläufig sein zu können, daß übrige wirst Du seiner Zeit aus meinen Tagebuch ersehen können.
Von hier aus machte ich zu fuß allein den Weg von 2 Stunden bis Crudim wo ich übernacht blieb.
Diese Stadt ist ziemlich groß, hat aber außer einer schönen Kirche gar nichts sehenswerthes. Uber Caslau hätte ich um 4 Meilen näher gehabt, doch ich wollte Koniggrätz und Josephstadt sehen und ging daher Mittwoch früh bis Parduvitz einer kleinen aber hübschen Stadt, von da aus verließ ich die Schohsee und ging einen Fussteig bis zum Ku[n]iatizer Berg auf welchen sich die noch zumtheil erhaltene große stark befestigte Burg des Grafen Kuniatz befindet welche von Chiska448 zerstört wurde.
Nachdem ich alle diese Ruinen bestiegen und besehen habe, von wo aus ich auch in Umkreis so weit mein Auge reichen konnte das Böhmerland übersah, setzte ich wieder weiter meinen Reise fort. Ich hatte ein angenehmes Gehen bei beständigen heitern Wetter. Der Fußweg führte mich meisten am Strande der Elbe dahin, und abwechslend sah ich Schiffe und Flöße auf ihr hinabgleiten. Um 6 Uhr Nachmittag kamm ich in Königgrätz an, welches 3 Mahl von Wasser umflossen wird und mit vielen Gräben und Wählen befestigt ist. Mich überraschte der Anblick einer //3 so starken Festung. Die Umgebung von Königgrätz kann in Kriegszeiten auf 1 Stunde weit unter Wasser gesetzt werden. Die Hälft der Einwohner ist Militär. Die darin befindliche Domkirche ist merkwürdig wegen den ausgezeichneten Gemählden. Donnerstag oder heute ging ich in der Frühe nach Josephstadt welches 2 Meilen von Königgrätz entfernt ist. Diese neue äußerst starke Festung ist mit so hohen Wällen und Mäuern umgeben das man schon ganz in ihrer Nähe nichts als die Spitzen der Häuser hervorragen siehete. Die Stadt an sich hat keinen großen Umkreis, da sich in derselben nichts als kaiserliche
Gebäude befinden, die alle gleich gebaut in einer Höhe und mit einer Farbe angestrichen sind welches angenehme Egalität verursacht. Außer 5 Käufleuten und einigen wenigen ander Butiken sieht man da nichts als Militär. Auf allen Seiten sind außer der Festung unterirdische Minnen angelegt. Mir sind einige Abentheuer darin begegnet. Ich stieg auf einige Festungswerk um die Verschanzu[n]gen und die umliegende Gegend anzusehen, und hielt mich einige Zeit da auf da der wacht habende Mann mir nichts sagte. Auf ei[n]mahl kam ein Ofizier daher geritten, fragte mich mit barscher Stimme was ich oben zu thun habe, und wenn ich nicht gleich herabginge wolle er mich aretiern lassen. Mit der Ausrede, daß mich die Wacht nicht zurück gewiesen habe ging ich in die Festung zurück. Als ich nach den Mittagessen in der Stadt herum spaziren ging, kam ich auch auf einen Platz wo eben Rehruten exezirt wurden. Ich mußte warscheinlich mit meinen einfachen Anzuge und kleinen Pünkel unter den Arm Handwerksmässig ausgesehen haben, den als ich vor den Hauptmann vorbei ging, sagt dieser zu seinen Leutenant: sehen Sie der hat einen Schnautzbart, wir wollen sehen ob //4 er auch seinen Paß hat. Hiermit rief er mich zurück und fragte mich: hat er einen Paß. O ja erwiederte ich und zeigte ihm vor. Nachdem er i[h]n gelesen hatte sagte er: der ist ungültig auf ein Jahr darf keiner mehr ausgestellt werden und ist auch schon verschlossen[,] er muß mit gehen um assentirt449 zu werden.
Lesen sie besser[,] antwortete ich und sie werden sehen das er erst heuer ausgestellt ist. Als er ihn noch mahls angesehen hatte, bedeute er mir das ich mich gleich aus der Festung paken soll, sonst ließ er mich einspehren, und verwieß mir warum ich nicht meine Kape vor ihn abziehe. Diese letzte Rede empörte mich vollends und ich konnte nicht darauf schweigen und erwiederte ihm: das ich nicht gleich sondern in einer Woche bis ich meine Geschäften verrichtet hätte die Stadt verlassen werde und hätte ich den H. Hauptmann angesprochen so hätte ich ihn auch begruß, da er aber mich in einen so unhöflichen Thon anfuhr, so wäre es keine Schuldigkeit von mir[,] vor ihn richte ich zu machen wie ein Gemeiner, und das er den Menschen nicht nach den äußern beurtheilen soll, da ich keine Furcht vor seinen Drohungen habe, da ich ein Kaufmann wäre und mich ohne dies dieses Früher durch einen Mann losgekauft habe. Er antworte mir gar nichts darauf und ich ging schnell von ihm und aus der Festung und kam um 6 Uhr nach Königgrätz wo ich[,] noch ganz ermüdet[,] mich niedersetzte um Dir diese Zeilen zu schreiben. Morgen setze ich weiter meine Reise nach Prag fort und werde sicherlich in 3 Tagen dort sein. Täglich mache 4 bis 5 Meilen bin immer allein und dabei sehr fröhlich und gesund. Sobald ich nach Prag komme werde ich Dir schreiben. Empfehle mich vielmahls meiner lieben Ältern und Deinem schätzbaren H. Gemahl an welche tausend Küsse folgen wie auch an Dich
Dein
Begrüsse vorzüglich H. Fabriotti in meinen Nahmen und Haukischen.
wie befindet sich der Hauptmann?
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