Rom am 25. Juny 1834 um 10. Uhr Abends.

Mein innigstgeliebter, treuer, verehrtester Herr Vater! 

Den 21. dieses Monaths bin ich hier glücklich angekommen. Kaum aus den Wagen getretten ging ich sogleich nach der Post den ich hofte sicherlich Briefe zu bekommen, und ich täuschte mich auch nicht. Wie groß war meine Freude nach so langer Zeit endlich wieder Nachricht von meinen Lieben zu erhalten, mit innigen Entzücken erbrach ich den ersten Brief andem ich alsogleich Ihre teuren Handzüge erkannte. Wie unendlich haben Sie mich damit beglückt, seit 2 Monathen sind es die ersten Zeilen die mir von Ihnen zu komen. Auch der Besitz der 2 zärtlichen Schreiben meiner lieben Nina aus Venedig machen mich äußerst froh, nicht minder die Nachrichten der glücklichen Ankunft der geschätzten Terpinzischen. Wie gütig sind Sie mein bester Vater meinen längern Ausbleiben nicht zu zürnen, ja wen ich mich nicht täuschen solte es sogar zu bieligen,609 den ich habe mir wahrlich schon Vorwürfe gemacht Sie auf so lange Zeit verlassen zu haben, nun bin ich getröstet und werde ruhig meine fernere Rückreise fortsetzen. Empfangen Sie schon vorläufig meinen innigsten, herzlichsten Dank für die vielen Aufopferungen die Sie mir dadurch bringen, nicht verkenne ich dieselben, sie dienen mir als neue Beweise Ihrer unendlichen Güte, Liebe und Wohlwohlens welches Sie mir zeitlebens in so reicher Fühle zukommen ließen, und für die ich Ihnen trotz meines besten Willens nur mit so wenigen bis nun lohnen konte. Doch sein Sie auch versichert, das Sie in mir den

dankbaresten Sohn haben, dessen einziges Bestreben es ist, sich Ihrer Wohltheten immer mehr würdig zu machen.

Das Bewustsein sie Alle mein Vielgeliebten wohlauf und gesund zu wissen, dient mir zu meiner wilkommenen Beruhigung.

Ich bin den 19. d. M. früh Morgens mit einem Lohnkutscher in Geselschaft eines Doct aus Göttingen und eines jungen Ehepares aus Malta von Neapel abgefahren. Wir hatten beständig schön Wetter, mehr als die Hitze war uns der Staub lästig, der oft so groß war das man auf weite Strecken nichts sehen konte. In Capua besuchten wir das 2 Milien610 e[n]tfernten Amphitheater welches uns zwar nicht so gut erhalten als jenes von Verona, jedoch um die Hälfte größer und viel zierlicher gebaut ist und in jeder Hinsicht eine höchtst interesante Ruine darbittet. Die Gegenden die wir durchfuhren waren hübsch, zumtheil etwas Hüglicht, besonders romantisch bei Terazina611 wo sich äußerst pitoreske Felsenpartien darbitten, und wo man noch die letzte Ansicht auf das Mitländische Meer und mehrere seiner Inseln hat. Die Gegend bis dahin scheint ehmals gefährlich gewesen zu sein, den es stehen und reiten die Gandarmer beständig an der Strasse, so das sie sich gegenseitig immer sehen können, vor züglich bei Terazina, daher man nun sorgenlos sowohl bei Tag als Nacht reisen kan. //2

Gleich außer Terazina fangen die Pontinischen Sünpfe612 an, dern Entsumpfung schon viele Tausende der Menschenleben gekostet hat. Sie nehmen einen Umfang von 30 Milien ein, eine gerade, zu beiden Seiten mit doppelter Reihe Bäumen besetzte Fahrstrasse durchschneidet sie. Die Vegetazien ist an vielen Orten sehr üpig, besonders an den Ufern der beiderseitig längst der Strasse sich hinziehenden Hauptkanäle. Es schien ehmahls das Ganze nichts als Su[m]pf, Gebüsch und Waldung gewesen zu sein, nun ist auf eine große Strecke an der Strasse die Waldung abgehauen, und man sieht stat dessen schöne Felder und Wiesen, auf letztern Herden von Pferden, Ochsen, Püfel613 und Schweinen die das ganze Jahr beständig im frein draussen bleiben. Das Gedreide war schon meist abgeschnitten, auch sah ich schon dreschen. Häuser sah ich nur wenige. Da man die Luft für sehr ungesund hält, jeder Veturin614 eilt die pontinischen Sünpe so schnell als möglich zu durchfahren, und wahrnt den Reisenden im Wagen zu schlafen. Ich jedoch bemerkte keine Veränderung der

Luft was der starke Wind verursacht mag haben, wohl beobachte ich an mir eine Matigkeit und ungewöhnliche Schlafsucht. Wilde Thiere sollen sich im Innern der Wälder häufig aufhalten, wir selbst sahen einen Wolf an der Strasse. In Albano615 besahen wir mehrehen Alterthümer, so wie auch den an der Anhöhe gelegenen Albano See, dessen Biet616 eigt der Krater eines Vesuvs war, was mag das zeitweise Aufbrausen des Wassers bestättigt. Der ruhige Spiegel des herrlichsten Blau fühlt nun die Tiefe, aus der einst Rauch und Flame drang, und Tod allen Lebenden brachte; das frischeste Grün, Orangenwälder und Landhäuser umsäumen derselben Rand wo ehmahls nur Lava Schutten waren, welch ein Wechsel der Zeit.

Als wir von Albano abfuhren sahen wir schon in dunkler Ferne ganz Rom, die Peterskupel vor allen hervorragend. Eine ganz gerade, gut gepflasterte Strasse von 4 Stunden führte uns der heiligen Stadt zu, dern Umgebungen so weit meine Auge reichen konte Ruinen aller Art bedecken. Vorzüglich machten mich Staunen die ungeheuern langen Wasserleitungen, deren viele ge[ge]nwärtig unbenutzt, theils zerstört, mehre jedoch noch jetzt das frischeste, reinste Wasser in enormen Qua[n]ditäten der Stadt zu führen. Sie sind alle 3 bis 4 Klafter Hoh, ganz mit Bogenwölbungen gemauert, die längste von ihnen ist 24 Milien lang. Wir kammen nach der schnellen Fahrt von 3 Tagen die gewöhnlich Tage dauert nun endlich in die Stadt, die schon beim Durchfahren durch ihre meistens geraden Strassen und ihre feierlichen Ruhe (im perellesten617 Kontrast mit dem bunten Treiben und Lärm Neapels welcher mir die letztern Zeit schon lästig wurde) den günstigsten, freundlichsten Eindruck auf mich machte. //3

Ich habe mir eine Privat Wohnung gemiethet, bestehend aus 2 recht hübschen, elegant möblirten Zimmern an der Piaza die Spagna zusagen im Zentrum der Stadt, für welche ich täglich den gewies geringen Preis von 24 x bezahle, speisen gehe ich in die Traterien618 gewöhnlich in die des Lebre die sehr gros ist, bestehend aus 9 Zimmern und sonst auch bilig. Hier versameln sich die meisten Fremden, und es ist wie im babilonischen Thurm wo allerhand Sprachen gesprochen werden.

Was soll ich Ihnen aber nun mein bester Vater von der weltberühmten Stadt Rom sagen, ich erschrecke, ich verstume vor den Gedanken Ihnen alles dies beschreiben zu wohlen, was ich nur bis nun seit den 4 Tagen meines Aufenthaltes gesehen habe. Weder Zeit noch Raum erlauben es mir, auch würden es meine Worte nicht vermögen, ich wil mich daher nur beschrecken Ihnen das was mir ein vorzüglichsten auffiel in kürze anzudeuten. Ich besichtige die Merkwürdigkeiten Roms mit meinen Reisegefährten dem Doc aus Göttingen der schon 3 Jahr auf der Reise ist. Wir stehen regelmässig täglich früh 5 Uhr auf, und beginnen unsere Wanderung die bis 2 Uhr dauert, wo wir dan speisen, bis 5 Uhr wird ausgeruht und dan von neuen bis 9 oder 10 Uhr herumgegangen. Des Abends wird sodan der Plan für den nächsten Tag gemacht, was wir zu nehmen haben, den es ist unendlich viel hier zu sehen, so das es unumgänglich nothwendig ist sich diesfals eine Eintheilung zu machen, die für meinen kurzen Aufenthalt sehr gedrängt ausfält, und ich werde nothgedrungen sein ein paar Tage über mein Vorhaben hier zu erweilen, um nur das aller Wichtigste zum wenigsten ansehen zu kennen, den es währe Unsin Rom zu verlassen ohne das Merkwürdigste kennen gelehrnt zu haben. Die gute Nina sol sich jedoch nicht ängstigen, es sollen gewies nur wenige Tage sein, ihr zu lieb wil ich meine Reise so schnel als möglich beschläunigen, [den] um eine vollkommenen Genuß von Rom zu haben bedarf es einen Aufenthalt von Monathen nicht […..] Tagen, den ich müßte 20 Augen und Köpfe haben um mir alles sehen und mir merken zu können. Ich bin ohnehin jeden Abend an Geist und Körper erschöpft von den Ansträngungen des Tages so das ich sehnsuchtsvoll der Ruhe verlange, den hier in Rom hat man keine Erhohlung wie an andern Orten, jeder Schrit zeugt etwas neues und nimt einen unwilkürlich in Ansp[r]uch. Es fängt mir schon an wirre im Kopfe zu werden, ich kann das bereits gesehene nicht mehr ordnen, alles kömt mir wie ein Traum vor, doch wird es einer der schönsten Träume meines Lebens sein, die Wirklichkeit wird mir erst bei meinen werthen, teuren Angehörigen werden, in den Armen meiner vielgeliebten Nina.

Die auf 12 Hügeln erbaute Stadt Rom wird von der schmutzigen wirklich trüben Fluße Tieber druchschnitten, so wohl in ihrem Innern als der Umgebung trieft man in Menge der Alterthümer, dern man[c]he noch gut erhalten die meisten aber in Trümer daniederligen. Sie sind höchst interesant für den Reisenden. Sie führen einen in die Geschichte der Vergangenheit zurück, zeugen von der Macht und //4 den Reichthum des ehmahligen Roms. Vor allen zeichnet sich das Coloseum aus, obwohl es nicht mehr ganz ist, ist es dennoch das schönste, prachtvolleste Gebäude der Vorzeit welches auf die jezige überging. Seine kolosale und dabei doch elegante Bauart ist staunen erregend. Ich habe es zum zweitenmahl des Nachts von Mondschein erleuchteter gesehen, wo es mir wirklich zauberhaft, vehen artig vorkam. Jedoch die größten Ruinen die ich sah, sind die Termen des Calikalas, 2 Milien im Umfang. Es waren Bäder in welchen man aber außern dem alles fand was eine Stadt darbittet, bewunderunswürdig sind die masiven Mäuer, Kupeln und Wälbungen die man noch sieht, und die die Gegenward nicht mehr im Stande ist nachzubilden. Das Panteon zeichnet sich seiner enormen weiten, niedern Kuppel aus, sie diente zum Vorbilde allen später erbauten.

Der Plätze giebt es hier in Menge die alle entweder mit Säulen von ungeheurer Größe nach außen mit spiralförmig umgebenen Basreliefs oder ägiptischen Obelisken wie auch den schönsten Fontänen und Springbrunen geziert sind. Unter den 360 Kirchen die es hier giebt, sind die meisten schön, ma[n]che ausgezeichnet die ihrer gleichen in der Welt suchen können, die prachtvolleste und auch erste der Welt ist jedoch die Peterskirche zu dern Besichtigung man allein schon Tage lang benöthigt. Hier hat sich alle Kunst vereinigt. Schon den Petersplatz, die Kirche und der Vatikan lohnt hinlänglich eine Reise nach Rom. Der Platz ist zirkelförmig mit 4 Reihen ungeheurer großen Säulen umgeben, in der Mitte ein hoher Obelisk zu beiden Seiten sehr große Springbrunen, ein Hintergrunde die Peterskirche. Diese Kirche ist das höchste Gebäude der Welt, höher als alle ägiptischen Piramieden. In dem Knopfe allein der ober der Laterne der Colosalen Kuppel sich befindet, können 16 Personen sitzen, von da steigt man dan vollends auf das eiseres Kreuz hinaus. Die schönsten Marmorstatuen ziern die Kirche, alle Alterpläter sind von Mosaigsteine so gut ausgeführt, das ich hätte schwören mögen es sind Meisterwerke der vorzüglichsten Mahler, alle Verzierungen der Kirche sind derart, das sie auch durch die länge der Zeit nichts an ihrer Schönheit verlieren. Der vatikanische Pallast ist ein herliches äußerst weitläufiges Gebäude, es hat nicht wenig[….] 4422 Säle und 22 Höfe. Die Museo und Gallerien darin was das vorzüglichste Roms […..] habe ich noch gar nicht gesehen, auch das Capitolio noch nicht, Sie sehen daher bester Vater welch ein Genuß von Kunstschätzer meiner noch wartet. Gemähldegallerien und Kunstkabineter in den verschiedenen Pallästen habe schon mehrere besucht. Die Villen mit ihren Gärten sind hier auch sehr schön. Das Sontags Nachmitags wird hier sehr stark Corso gefahren, ich habe noch in keiner Stadt so viel Wagen zusammen gesehen, was mich sehr wundert, auch sind hier der schönen Frauen soviel wie ichs nirgend fand. Sie zeichnen sich sowohl durch Wuchs, zierlichen Anzug als anmuthigen Gesichtszügen und Bewegungen aus.

Sontags Nachmitag habe ich als Vorandacht des Petersfestes einer Litenai beigewohnt von Papst selbst gelesen. Dienstag war hier Feiertag es wurde das Fest Giovani gefeiert, und es waren große Kirchenandachten in der Kirchen Sant.Goivani abgehalten. Alle Cardinäle und den Papst sah ich im größten Statte619 zur Kirche fahren, sah den Einzug des Papstes in der Kirche und der ganzen Funktion zu, die sehr inposant war.

Indem ich Sie und die lieben Terpinzischen vielmahl grüße und küße, empfehle ich mich Ihrer fernern Liebe und Wohlwohlen, und zeichne in aller Ergebenheit Ihr vielverpflichter

Sohn Valentin

 Meine Empfehlungen an die Bekanten.

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