Brief No 8
Laibach am 11. Jully 1845.
Schätzbarester Schwager!
Wir haben Eure lieben Zuschrieften von Ostende [et] London, und heute jenes von 1. dies aus Paris erhalten, die uns insgesamt die angenehme Beruhigung verschaften Eures Wohlseins. Sehr, recht sehr freute uns der Bericht, daß Ihr London besuchtet, nur habt Ihr England viel zu schnel verlassen, Ihr hättet auf den Eisenbannen mehrere Ausflüge in das Innere des Landes machen sollen, überhaupt ist Eure Reise diesmahl abermahls vorsirt, den trotz der Sehnsucht Euch schon bald in unserer Mitte zu haben, würde ich gerne noch um einen Monath länger auf Eure Rückkehr verzichtet haben, damit Ihr in den größern Städten länger, und mit mehr Ruhe u Musse die Massen von Sehenswürdigkeiten genossen hättet. Der Brief der lieben Schwester war uns vorzüglich besonders interessant, und ich brenne vor Begirde nach und nach al die vielen mündlichenTradizionen, Eurer ausgezeichnet schönen Reiseroute zu vernehmen.
Ich hoffe daß Dir auch mein 4t Brief nach Paris zugekommen. Bei uns als in Kaltenbrun ist alles in bester Ordnung [et] gesund, wir haben eine sehr reiche Heuärnte, desgleichen auch in allen Getreidegattungen, doch nun haben wir schon seit einer Woche eine ungewöhnliche starke Hitze, die uns schon auf kleinen Wasserstand brachte. An Papierbestellungen fehlt es nicht, doch erzeugen wir seit einer Woche aus obigen Gründe pr Tag nur crca 5 a 6 Zent Papier. Die Öhlbestellungen waren bis nun sehr schwach, doch dürfte dieser Artikel bald Nachfrage haben, wir verkaufen solches ƒ 21. –
Letzte Berichte von Seybold waren, daß er aƒ 13 noch nicht kaufen konte, hoft jedoch bald zu diesem Preis arbeiten zu können, weil die Kauflust bereits nachgelassen, Hatzfelder Herschaft verkaufte die neue Ernte bereits aƒ 15 ½. Deutsch [et] Comp. gaben wir Auftrag wen es möglich ist auf 4/m Metzen Reps a ƒ 12 ½ w/w p Kübel den Ankauf zu besorgen. //2
Ziwanowitsch schrieb uns vor baar Tagen das er bereits 1100 Metzen zu ƒ 16 ½ gekauft habe für den Rest des in Handen habenden Geldes, von den bereits früher acurdirten und kaparirten 4/m Metzen Reps a ƒ 10 –, sei aber bei den jetzigen hohen Preisen dieses Artikels weder die Herschaften noch die Bauern bereit etwas herzugeben, jeder behauptet nichts erwechst zu haben. Gegen die Herschaft Damaskin wo er die Uberzeugung hat das Sie Sammen erwechsten, wil er Proces führen, von den andern uniat er wird man Weitzen nehmen müssen. Es scheint wirklich das wir hier in schlimme Hände kammen, und es wird Noth haben unser Geld wieder zu bekommen. ––
Schimen besuchte ich vorgestern, um zu erfahren wan er den Durchbruch zu schlissen gedankt, er wolte mir jedoch keine bestimte Erklärung geben, machte Ausflüchte das er noch Regengüsse befürchte, Arbeiten mit Schrit u Heidenanbau noch früher vollenden wolle. Ich machte i[h]m den Antrag daß wir ihm zumtheil mit Wägen, Tagwerkern [et] Holz zur schnellern Herstellung behielflich sein wolten, wen er es gleich vornehmen würde, u ersuchte ihm mit Begin der nächsten Woche die Arbeit anzufangen, worauf er mir jedoch nichts bestimtes zusagte. Ob er nun wirklich die Arbeit sogleich beginnen wird, ob Schläussen machen oder nicht weiß ich Dir nicht zu sagen, über die Erichtung letzterer wurde noch keine Comision bis nun abgehalten und wir nicht befragt.
Wir wollen sehen wie dieser Gegenstand enden wird, jedenfals ist es sehr fatal von diesen Bauernpragel1263 abzuhängen mit unsern großen Werken. Burkhard1264 ist diesen verflossenen Sontag nach Wien zur Vermählung. Wiener Pleiwiss1265 war einige Zeit hier, und erzählte auch das Schuch nun um ƒ 20/m seine Papierfabrik gerne noch billiger hergeben würde, Pleiwiss ist im Sommer meist in Gratz. Die alte Fr. Hauk1266 ist gestorben, Tony nach ihrer Aussage einzige Erbin der Wienertante und wird nach der Trauer den Plepst1267 heurathen. Bischof hat uns unser Schreiben bis nun noch nicht beantwortet, wir wissen daher nicht was mit ihm geschieht u ob er heuer her komt, auch Langer hat keine Briefe.
Ich ersuche Euch uns anzuzeigen den Tag wan Ihr von Wien aus in Laibach einzutreffen glaubt, damit wir Euch den Michel mit den Wagen entgegen zu schicken wissen werden. Ich glaube, daß Ihr in dieser Hitze die Donaufahrt von Ulm nach Wien machen werdet. Solte nichts besonderes neues vorfallen, so ist dies der letzte Brief. Deine Comisionen habe ich bestens empfohlen, sind jedoch von den fleißigen, bedächtigen Mathia bereits schon besorgt gewesen. In der erfreulichen Entgegensehung des baldigen, glücklichen Wiedersehens mit Grüß u Küß Bruder
Valentin
//3 //Nina Jožefini//
Meine geliebte, theure Pepi!
Du hast mich wohl sehr glüklich gemacht durch Deine Briefe, den aus London war besonders interessant; den letzte aus Paris scheint mir mit unruhigen Gemüth geschrieben zu seyn, Du bist in dieser Stadt nicht so entzükt wie ich vermuthete, ich hoffe von dort wohl noch ein Schreiben zu bekommen woraus ich zu ersehen wünsche daß Du Dich gut unterhältst; ich war nicht zufrieden, daß Tini den Fidel einiges berichtete was nicht ganz angenehm ist, auf einer Reise soll man ungestört gereißen, so wünschte ich es meiner Pepi, mir thut es weh aus Deinen lieben Zeilen zu entnehmen daß Du nicht immer recht heiter u vergnügt bist und Dein Gemüth mit Sorgen beunruhigst, der liebe Gott wird uns nicht verlaßen; ohne Störung und Unannehmlichkeiten kann es auf der Welt nicht seyn, entschlage Dir ähnliche Gedanken u genieße so viel Du kannst. ––––
Liebe Pepi Du hast keinen Begriff wie ich mich auf Euch freue sonst schwindet die Zeit so schnell und jetzt scheinen mir die Monathe Jahre, Gott lob, bald wird es überstanden seyn, wenn Du nur gleich in der Stadt bliebest; die Leute werden Euch überlaufen es wird am besten seyn Du gibst eine Reisebeschreibung sonst wird Dir das ewige Wiederholung des Erzählens doch zu viel werden; Dein Brief aus London ist so intereßant daß Jemand ihn in’s Illyrische Blatt geben wollte, ich weis es wäre Dir nicht angenehm folglich protestirte ich; wer so schreiblüstig ist wirst Du bald ernthen, man schwärmt noch immer auf allen Seiten. Meine lieben Eltern sind nun hier, ich wünsche wohl von Herzen daß meinen Vater die Ruhe gut anschlagen möchte; meine Kindelln sind sammt Tinschko immer gesund, ich hoffe Fidel wird seinen Onkl Freude machen er ist allerliebst u brav.
Neues kann ich Dir wohl nichts berichten ich bin immen zu Haus[.] Abends wenn Tini Zeit hat geh’n wir etwas weniges aus, mit der Mutter setze ich manchmal in den Sternalle weiter bringe ich sie nicht.
//Ob zgornjem robu// Von allen in Laibach Grüße
Küße ein algemeiner Jubel daß Ihr bald kömmt, am meisten Freude fühlt bey diesen Gedanken das Herz deiner Dich zärtlich
An Fidel 1000 Küße.
liebenden Nina.
//4 Am 13t Jully ‘845.
Loiss der Älter aus Venedig ist gestern hier angekommen bleibt baar Tage da um dan die Reise nach Wien zu machen, wir werden ihm die Adresse an Bleiweisse dort geben, um damit er Dich allenfalls dort aufsuchen kann. Nachdem die Industrie Ausstellung nun bis Ende dieses verlängert worden ist, habt Ihr nun Gelegenheit auch diese interesante Ausstellung noch zu sehen, was mir leider trotz meinen sehnlichen Wunsche nicht zu theil wurde. Der heutere, gemüthliche Humor der Wiener, dürfte Euch trotz den viel gesehenen, den Aufenthalt aldort angenehm machen. Auch in der Laibacher Zeitung ist bereits die Grundlegung der Eisenbahn von Steinbrüken bis Laibach ausgeschrieben, im Betrage über 3 Milionen Gulden, und zur Vollendung bis Auslauf 1846, der 3 Tunelle an der Save aber bis May ‘847. Ihr werdet in Eurer Herfahrt die zum Theil interesanten Eisenbahn Arbeiten bis Cilli sehen können. Fr. v Galle ist bereits aus Neuhaus rückgekehrt. Roitsch sol sehr voll sein.
Nach der Äußerung des Schimen gegen Langer und nach dessen Vorbereitungen, wird er morgen den Durchbruch abschließen, und zwar derart von den noch übrig gebliebenen Mauerpfeiler bis zur Hälfte seines Mühlgefluders, daß er mit 2 o 3 Gängen noch immer wird fortarbeiten können, um dan nach Gemächlichkeit rückwärts die Arbeit herstellen zu können. Erkundige Dich allenfals auch in Wien nach Repsöhlpreise [et] Sammens. Vorläufig ist wohl noch nichts unter ƒ 15 w/w pr Kübel in Banate zu kaufen sein, und für uns ist bis her noch wenig Aussicht für Beschäftigung unserer Öhlpressen. Von Bischof haben wir noch immer keine Briefe, vieleicht macht er mit Euch die Herreise? H. Marqui Kosani sagte mir kürzlich, daß er mit den Wagen des Schiskaner Satler sehr unzufrieden sei, ich ging daher gestern zum Satler um Deinen bestelten Wagen anzusehen, fand jedoch, daß solcher noch gar nicht fertig ist, und erst beim Schmieden zu im Beschlagen ist. Ich hielt daher Rücksprache diesfals mit den Meister der sich entschuldigt das er durch Wagner [et] Schmied solange aufgehalten wird, jedoch das der Wagen im August gewieß fertig wird, und wen die Arbeit anbelangt keine Ausstellung sein sol, jener Wagen von Kosani war kein bestelter Wagen, sondern auf Spekolation gefertigt, wo man nie sogenau ist; jedenfals wirst Du müssen einen Theil des Geldes zurück behalten auf ½ Jahr um Dich von der Gütte1268 des Wagens zu überzeugen.
In Entgegensehung Eurer baldigen Berichte mit inniger Liebe
ValZeschko
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