Laibach am 10.te Juny 1856
Meine Innigstgeliebten!
Eure lieben Zustrieften von 2. dies aus Paris beruhigen mich wiederhohlt über Eure gute Gesundheit & sonstigen heitern und zufriedenen Gemüthsstimmung. Paris ist wohl in jeder Beziehung geeignet um sich aus den gewöhnlichen Alletagsleben herauszubringen, und wen man schon Geld für Reisen ausgeben will, so ist selbes nirgends lohnender angebracht als dort, wo man obendrei[n] noch billiger lebt als bei uns in Feldes oder irgend sonst wo, sobald man die Eisenbahnfahrt in Abschlag bringt. Auch ich hätte den sehnlichsten Wunsch meiner Nina diesen
Hochgenuß zu verschaffen, glaube jedoch kaum daß bei meinen imm[er] größer Familiensorgen & mießlichern Geschäften zur Realisirung desselben je gelangen werde! ––
Recht sehr freut es mich zu hören das Jaka so gut seinen Post entspricht und der Stir1374 ebenfals würdig seinen Platz ausfühlt und sogar mit eine Auszeichnung ihm zuerkant werden dürfte et die besten Hoffnungen vorhanden sind selben theuer an Mann zu bringen, um dafür anderseits eine wen möglich neuere bessere Race1375 zu erkaufen und ins Krainerland zu bringen. Das so etwas mit großen Geldopfer verbunden ist, und oft noch der gute Erfolg sich nicht erwart, ist leider manchesmahl der Fall; doch ohne derlei Versuchen kann nie etwas zustande kommen[,] ich wünsche daher das glänzenste Resultat. Es wäre auch wünschenswerth gewesen. Ein Paar der sogenanten Concin Hü[h] nner in unsere Gegend zu bekommen. //2
Euren Entschluß zufolge wolt Ihr diese Woche Paris verlassen, wie kömt es daß Ihr nicht die am 14t statfindende Tauffeier noch aldort abwartet. Unsere Zeitungen sind überfühlt von den traurigen Berichten der großartigen Überswämmung die im sündlichen Frankreich stat fanden und der zu erwartenden Mießernte. –––––
Ich hoffe Euch nun im Besitze 2er Briefe von mir und einen der Nina die nach Paris gingen.
Ernestine hat nun endlich das Fieber verlohren und erhohlt sich wieder nach und nach. Emma dagegen leidet noch sehr viel an Ihrer Augenentzündung und kann keine Tageslichten vertragen, dürfte nach Meinung des Dor Koss auch noch nicht sobald gut werden, da derlei Übel sehr hartnekig1376 sind, im übrigen ist alles ziemlich gesund. Vorige Woche branten im Dorf Feldes 26 Häuser ab, wovon der Wirth Viditz seine Behausung ungefähr das Centrum des Brandes bieldete, ein 12jahriger Knabe hat aus Boßheit wegen erhaltener Züchtigung nachmitags 2 Uhr das Feuer angelegt. ––– Heute Morgen 5 Uhr als der Lastenzug aus den Laibacher Bahnhof fuhr, legte sich ein gewießer Gollob gefließentlich auf die Bahnschienen und wurde wie nathürlich ganz verviertelt, sol ein Steuerbeamte gewesen sein, der Schuldenhalber degratirt wurde, und so seine Rechnung ausgleichen wolten laut von ihm hinterlassenen Brief. Sämtlich Ma[ie?]risches Institut ist heute über Lak nach Idria gefahren, komt in 3 Tagen über Oberlaibach retour. //3
Fräul[ei]n Stewar[t]1377 hat die Stelle als Gesanglehrerin des Philhar. Geselschaft aufgegeben[,] ihre Schwester desgleichen das Unterrichts Institut, sollen beide Laibach verlassen, was wohl sehr zu bedauern ist, da wir hier ohnehin für den Mädchen Unterricht so schlecht bestelt sind. –––––
Da wir mit ½ Monath Juny an Frau Langus die Interessen zu zahlen haben, so bitte ich um genaue sogleiche Aufgabe ihrer Adresse, um ihr sodann das Geld einsenden zu können. Wir lassen Sie sämtlich alle als auch ihre Mädchen1378 aufs herzliche grüssen. Der Bau in Kaltenbrun gehet bei den jetzigen niedrigen Wasserstand gut von statten, bereits sitzt der eiserne Mantel der Turbine auf den Rost und dürfte selbe binnen 8 Tagen ganz aufgestelt sein, auch die Säulen mit den Getriebe im Innern stehen schon fest am Platz.
Gestern aus Pest erhaltene Briefe bringen uns über die am dortigen Markt statgefunde Repsschlüsse die Nachricht daß sämtliche Ohlfabrikanten von Wien & Prag sich aldort persönlich eingefunden haben, und sich dahin geeinigt keine Geschäfte mit den Unterhändlern zu machen, sondern Direkte mit den Producenten, es haben bereits eini[ge] Schlüsse stat gefunden zu ƒ 12 pr. Kübel loko Erzeugungsplatz, was leider wieder ein sehr hoher Preis ist und wenig für unsere Gegend taugt, bei den niedrigen Olivenspreisen. Wir haben um doch für den ersten Anfang etwas zu bekommen[.]
Baumgarten in Nedelitz1379 ƒ 7 pr. Metzen loko Salloch bewilliget, dem Schiedlo beauftragt //42000 Metzen bis ƒ 12 pr. Kübel zu erkaufen, wen theurer jedoch nur 1000 Metzen. Ich hoffe noch immer das spähtere Preise niedriger werden dürften, von Odessa sol blos wielder Reps schwiemend sein, der für uns nicht taugt, daher nicht viel Aussicht für die Beschäftigung unserer Ohleray. ––– Von Papier Bestellungen laufen nach und nach einige Bestellungen ein, auch Samanon1380 überschrieb einiges. Im Farbholz gehet meist blos in Geraschpelten, von unsern Seesamöhl ist als Speiseöhl nichts anzubringen, wegen den zu niedrigen Olivenpreisen, wir erkaufen dasselbe daher als Rübsohl zum brennen. Clemenschitz aus Oberlaibach übergab ins Geschäft ƒ 10000 a 6 % dafür haben dem Haupt. Rinagel1381 ƒ 8000 aufgekündet, letztern hat der Schlag berührt, soll ihm jedoch schon besser gehen. H. Hahn kömt heute von Lak zurück, man giebt ihm noch eine Frist von 3 a 4 Wochen. Die Comissionen für Kaltenbrun sind besorgt, die Heumath ist von der günstigsten Witterung begleitet, der Maier hat ƒ 100 – für Bestreittung seiner Auslagen erhalten von Fabriotti. ––––
Beiliegender Brief habe ich eigenhändig in diesen von krüpelten Zustand von den Briefträger im Comtoir übernohmen. Euren fernern angenehmen nachrichten mit Sehnsucht entgegen sehend, grüsse und küsse ich Euch mit allen meinen Angehörigen aufs innigste mit aller Liebe
NB An Milli1382 alles Herzliche. ValZeschko
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