Neuhaus den ersten Tag meiner Ankunft.

Heute setze ich mich schon zum zweiten Brief an Dich, bist Du damit wohl zufrieden? O! gewiß, wie könntest Du auch anders, da ich Dir an einem Tage zweimal schreibe, an dem ich so viel zu thun hatte. Höre nur, was heute schon alles geschehen ist, – wir sind also um 5 Uhr Morgens, von Cilli abgereißt, traffen hier beyläufig um 7 oder halb 8 Uhr ein; – unser Zimmer N: 19 war noch besezt, wir packten demnach all unsere Sachen in der F: v. Primitz ihr Zimmer. Im Zeitraum von einer Stunde, wurde //2 unser Zimmer geräumt, als ich es aber sah, fand ich es aber so klein, daß ich ganz traurig darüber wurde, an eine Änderung konnt ich nicht denken[,] wir rangirten uns denn in Gottesnahm in dasselbe, – zu meiner Freude aber bekammen wir dann doch durch Güte des Gubernialraths Kogel,367 und Bereitwilligkeit des Monsieurs Jacken oder Jacob, der hier ein quasi Hausmeister ist, ein beßeres Zimmer mit Cabinette N: 11. wo wir nun zufrieden sind. Um 11 Uhr vor Mittag badeten wir uns ab, um 1 Uhr wurde gespeißt, wir waren 50 Perssonen an der Tafel, wobey viele Offiziere aus Cilli waren, die heute mit den Musicken gekommen sind, wir hatten recht hübsche Tafelmusick, um 5 Uhr Nachmittag //3 giengen wir wieder ins Baad, wir waren bey 30 Badende, die

Offiziere liessen Musick machen auf der Galerie, und besetzten auf die selbe, nähmlich Galerie.

Nach dem Baade hatten wir einige Visiten, und so ist es Abend geworden, und nun unterhalte ich mich mit Dir. Ich kann Dir sagen daß, so sehr ich mich, besonders auf der Hieherreise fürchte, ich es für so zimlich angenehm finde. Morgen werde ich wieder viele neue Gesichter sehen, denn fortwährend kommen Fremde an. Es wird diese Tour äußerst voll werden.

Der heutige Abend ist so kühl, daß ich Dich bitte, mir so bald als möglich, mein neues schwarz Merinos Kleid zu senden, Du wirst es wohl //4 kennen? es ist ganz neu, jenes wo mir die Fontana den Merinos geschickt hat, send es an H. Mesner der hat täglich (G)elegenheit etwas hieher zu schicken, weil täglich Brod368 zum Frühstück hieher geschickt wird, von Cilli. Mein guter Fidelio, ich gebe

Dir eine herzlich gute Na[c]ht, mochte herzlich gerne noch lange mit Dir plaudern, doch muß ich schlaffen gehn, den ich schlief schon 2 Nacht nichts, und Morgen um 7 Uhr heißt es wieder ins Baad gehn. Ich küsse Dich herzlich, wie auch die Mutter, und wir beyde den guten Vater, den Du gut hütten mußt. Jezt hat es angefangen zu regnen,

Deine treue

Pepi

Papier und Federn sind vorboren gegangen bey

Überraumen. Die F. Martinack hilft mir jezt aus.