Laibach am 21ten Juny 1828.

Theuerste, geliebte Josephine!

 Dein 2tes Schreiben habe ich gestern Nachmittag hinter der Schießstatt erhalten wo mich unser Kutscher zur Fahrt nach Kaltenbrunn erwartete. Es machte mir beym Einsteigen große Freude, indem ich nie beßer die Zeit zubringen kann, als wenn ich von der Hand meiner Pepi etwas zum lesen bekomme. Ich wünsche euch diese gute Witterung herzlichst an, u hoffe, d[aß] das Bad gute Wirkung nach sich ziehen wird. Heute ist hier eine enorme Hitze! ich machte samt H. Vater mehrere Gratulationen, bey Frau Uranitsch, Mademoisélle Makovitz, Madam Lukman [et] Lauschin, die sich Dir samt denen dort angetroffenen als Mad. Carnolf, Jugovitz, Mad. Philip & Lothi, Wurzbach etc. etc. bestens empfehlen, u beste Unterhaltung wünschen laßen. ––––– //2

Wir leben mit Herrn Vater im besten Einverständniß in unserer Strohwitwerey, u klagen uns gegenseitig unsere Leiden.

Es ist mir aber richtig ganz kurios zu Muthe ich kann mich so ganz insulat zu seyn, nicht angewöhnen, ich muß Dich liebes Täuberl doch unmenschlich gern haben, indem mich deine Abwesenheit so plagt, es sind zu viel Erinneru[n]gsgegenstände um mich, u immer glaube ich Dich in meiner Umgebung, doch leider ist Deine Gegenwart ganz wahr u richtig verschwunden. –––

Heute haben wir große Oper u man sagt, daß es auserordentlich voll seyn wird. //3

Da wir gerade einige Waaren mit einen Fuhrmann an H. Meßner nach Cilli verladen, so packte ich auch nach Deiner Angabe das Merinos-Kleid ein, samt Papier Feder etc. welches Du aber nicht mehr verliehren darfst, den dieß sind meine Badgeschenke, u man achtet deren so wenig.

Damit ich den Fuhrmann nicht aufhalte, muß ich schließen.

Ich küße Dich aus ganzer Selle374 im Geiste u bin imer Dein Dich unmeschlich liebender

treuer Fidelis

An Fr. Mamma meinen Handkuß.

Hier ist alles in der Ordnung u alles gesund.