Neuhaus den 24. Juny

Nachmittag um 4. Uhr

Geliebter Fidelis!

Das erste was ich Dir heute sagen will, ist, daß ich böse, ja recht böse auf Dich war, ––– warum? das sollst Du gleich hören: Alle meine Freundinen hatten Briefe, nur ich nicht, sogar die Fr. v Weber von Pesino,379 das hat mich so geärgert, und gekränckt, daß ich mir vorgenohmen habe, Dir durch die ganze Baadezeit, nichts mehr zu schreiben, Dein Brief vom 21. aber hat mich wieder versöhnt, und ich bin wieder gut. Ich dancke Dir, für das überschickte Kleid, es wird mir gute Dienste leisten, Nachmittags nach dem Baade, muß ich mich immer etwas wärmer anziehen, und dazu trugt es gerade, auch für Papier und Federn dancke ich, ich werde nun wohl Acht geben darauf.

Mit der Unterhaltung sieht es hier schlecht aus, ich kann Dich versichern, daß ich manch//2mahl sehr Langeweile habe, besonders jezt da ich durch ein par Tage, aus gewissen Ursachen, nicht viel baaden durfte. Meine Unterhaltung ist, wenn wir mit Julie, oder Weber, die mir recht gut gefällt, oder Martinack [et] Primitz, zusammen sind, sonst haben wir keine Zerstreung, gar keine, vom tanzen oder sonst einem Spiele ist keine Rede. Ich möchte so gerne wieder bey Dir seyn, mein Guter; zu Hause ist es wohl am besten. –– – Ob mir das Baad wohl gut anschlagen wird, ich und auch die Mutter, fühlen uns sehr matt, sonst geht es uns gut.

Heute hatten wir ein starckes Gewitter, es hat zweymahl, in der Nähe eingeschlagen, ohne Schaden jedoch.

Ein Ehepaar ist mir äußerst interesant, hier im Baade, besonders wird der Mann bewundert, es ist ein gewisser Fabi, er soll Krigscomissär seyn, ein Mann von etwa 30 Jahren, sehr hübsch, seine Frau beyläufig in seinen Jahren, war //3 eine Schönheit, er hat sie als Witwe geheurathet, nun ist sie seit

3 Jahren elend kranck, sie leidet an der Wassersucht,380 ist schon 22 mahl abgezapft381 worden, war schon in mehrere Bädern, auch in Abano, und ist nun hieher gekommen, wieder382 den Willen ihrer Ärzte, sie ist so elend, daß sie den ganzen Weg von Grätz hieher nur gelegen ist im Wagen, ihr Mann und ein Stubenmädchen hielten ihr diesen langen Weg die Matraze, als sie hier ankammen[,] trug er sie aus dem Wagen, hier trägt er sie täglich zweymahl in und aus dem Baade, ist den ganzen Tag nicht sichtbar, sondern stets an ihrem Beete, um kurzum wir haben beschloßen, wenn er sterben sollte, daß er pulverisirt wird, und jeden von die H. die uns interessiren bekommt ein Pulver davon –– noch muß ich Dir sagen, daß das Baad bis jezt, gute Wirkung an der Kranken //4 zeigt, gestern gieng sie schon ins Baad, heute habe ich sie noch nicht gesehen.

Die sonstige Geselschaft kenne ich noch kaum zur Hälfte, wir sind meistens in dem Kreise unserer Landsmännern; Frauen giebts die Menge, Männer sehr wenig.

Wegen der Rükreise, wäre es meine Wunsch wenn wir in einem Tage bis Laibach kämmen. Lasse Du den Thomas keinen Haber mitnehmen, ich glaube immer er hat ihm unterwegs verkauft, als wir von Cilli hieher fuhren bemerckte ich daß er keinen Sack mithat, ich war böse und sagte ihm, ob ich den hier im Baade etwa den Haber zahlen sollte, er sagte aber, er hätte ihn darum in Cilli gelassen, weil er hier nur wässern wolle, daß geht mir nicht recht zusammen. Wie ist denn seine Rechnung ausgefallen? ich habe ihm zwey Gulden C. M. gegeben, die Mauthen betragen von 50 bis 60 x mm.

Wie führt sich meine Miza auf? und die [………….. ]

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