Thurn am 13 September ‘835.

Allerliebster Freund Fidel!

Ich befinde mich rücksichtlich der angenohmenen Verbindlichkeit für Dich 11 Stücke ¾ Zoll dicke und 15 Zoll breitte Bretter schneiden zu lassen in Verlegenheit, denn so gerne ich Dir mit reinen derley Brettern diennen möchte, kann ich es durchaus nicht; ist Dir mit ästigen671 gedient, so berichte es mir, und bis kommenden Sontag sollen dieselben für Dich bereitet erliegen.                                                                                                                                                 Auch habe die G[l]ük uns anzuzeigen ob Deine geschätzte Frau 2 Schweinchen im Alter von 8 Wochen, für Persutten von uns abzunehmen geneigt wäre. ––

Schöne Äpfel aller Gattungen stehe Liebhabern ebenfahls hier auf Verlangen in großer Mange bereit, jedoch wünschten wir, Euch nicht wie vor 2 Jahren damit zu belästigen. –– //2

Wie es Euch ergeth, und wann für uns die frohen Tage kommen, Euch Geliebte! hier bei uns zu sehn, denken wir mit meiner Pepi recht oft, der Herbst meldet sich bereits an, die Tage werden kühler, die große Arbeit wird bei uns mit kommender Woche beendet, –– und immer stärker meldet sich an, das Verlangen zur Jagd; um mich aber auf den Jagden zu unterhalten, ist Eure Anwesenheit absulut nothwendig, darum hoffe ich auch, Ihr werdet auch Freunschaft zu uns – uns Eure Gegenwart nicht entziehn. ––

Freundchen! wan Du Zeit hast, und wann Deine gutes Weibchen abkommen kann, stets seyd uns willkommene Gäste –– zu Excursionen, auf Hasen- Rehe- oder Bärenjagden findest mich immer bereitet. ––––

Rehe giebt es heuer vielle, in Gebierg darf ich gar nicht mehr auf Hasen jagen, weil //3 die Hunde immer auf Rehe stossen. ––

Gestern ist unser Brakier Jaka (heurigen Albenhiert672[)] mit seiner Herde in Pristava eingerückt, nachdem er sich anderthalb Finger in der Albe abgehackt hat. ––

Das Regenwetter ist uns bei Einbringung der Grumat673 sehr hinderlich, auch mit Einbringung des Obstes können wir nicht weiter komen[.] Wie geth es mit Deiner Drescherey? [….] lich wirst schon alles Getreide abgedreschen haben? –– ––

In eilligster Eille muß ich schlußen[.] Herr v Gandini, da bin i. Uiberbringer dieses Briefleins, reiset so eben ab[.] ––

Viel Schönes nochmahls von mir an Dich und Deine geschätzte Frau ––

Dein

Tausend Küße an die                                                                       treuster Freund

Kaltenbruner von der

Neuburgerin                                                                                   JNepUrbantschitsch