Laibach den 20t Februar 1839 Vielgeliebter Freund und Bruder!

Aus der werthen Zuschrieft von Triest haben wir mit Vergnügen ersehen, daß Ihr die kleine Fahrt bei heiterm Wetter angenehm zurück gelegt habt, nicht minder auch das beim Anblick des Meeres die Furcht vor diesen nassen Element größtentheils geschwunden ist. Mit großer Ungeduld sehen wir den weitern Berichte aus Ancona entgegen, und hoffen zu Gott das Ihr die Überfahrt bis auf etwaige kleine Üblichkeiten wohlbehalten zurück bestanden habt, so wie auch die Landreise bis Rom ohne Stöhrungen vorsicht gegangen sein dürfte. Ich glaube Euch daher jetzt verläßlich schon in Rom und vieleicht in wenigen Tagen auch in Neapel. Zwahr hat H. Fabriotti dem Luschinischen geschrieben das Ihr beim ersten Aufenthalte durch einige Wochen in Rom zu bleiben gedenkt, daher ich Euch diesen Brief dahin sende, morgen jedoch schreibe mir Euch nach Neapel damit Ihr auf diese Art auf jedenfal da oder dort Briefe von uns bekömt.

Was ihr für eine Witterung zur See hattet, welche Gesellschaft und in welcher Stimmung solche man sich befand, wie die päbstlichen Landschaften angesprochen haben und mit was für Gelegenheit gereist worden ist, und welchen Eindruck der erste Anblick der mit Kuppeln und Thürmen übersehetsäheten heiligen Stadt auf Euch hervorbrachte, alles dieses und noch mehr hoffe ich in kurzen von Euch zu vernehmen.            Wir befinden uns insgesamt gesund, bis auf einige Husten und Schnupfe die wir die Großen wie die Kleinen theilen, was sich jedoch hoffendlich bald bessern dürfte, auch Euch glauben wir ganz gesund. Die Witterung ist auch bei uns seit Eurer Abgang mielder geworden und fast aller Schnee verschwunden, doch dürfte wie ich eben sehe noch einiger nachkommen. H. v Andriolli habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt zu sprechen, werde jedoch nicht ermangeln ihm in kurzem Deinen Antrag hinsichtlich des Quartiers bekant zu geben. Neuigkeiten haben wir keine, als das es im Norden kriegerisch aussieht, und wahrscheinlich infolge dessen bei uns die Curse der Stadtspapiere als Eisenbahn Aktien in etwas herabgehen, doch glaube ich //2 ist dies nur vorübergehend. Infolge der Casino Reibungen888 hätte eine Schlitfahrt der Pläbäer stat finden sollen Sontag den 17t wo sich 6 Schlitten 4 spänig mehrere 2 [et] 1 späner in da im ganzen 40 Schlitten

hätten produzieren sollen, doch der Schnee fand es für zweckmäßig aufzugehen und so diesem Unsinn ein Ende zu machen.   Ob Dich lieber Fidelio die Sonne schon schwarz gebrant hat und Du schon viel schwietzen mustest, oder ob Du Dich vieleicht in Deinen Mantel einhühlest das wünschte ich auch von Dir zu erfahren.      Da mir leeres Papier bleibt und ich eben nicht weiß was Dir zu schreiben, so wil ich Dir in kurzen andeuten was ich in Rom angesehen habe, und was allenfals zu den vorzüglichsten Sehenswerthen gehört.

Von den Bilder Gallerien: Vor allen der Vatikan und das Kapitolium, palazzo Borgese, palazo di Sciarra, palazo di Doria, die Gallerie des Cardinal Fesch.889 Nicht zu versäumen ist der Besuch der Bildhauer Werkstätten vorzüglich die des Torwalzen. Unter den Villen zeichen sich vorzugsweise aus, die Villa albani und panfili. Der Garten Farnese, Gallerie und Garten im Palazzo colona, Monte cavalo gleichfals Gallerie und Garten. Am Monte mario ist und monte pincio ist vorzüglich die Aussicht wunder schön, so wie auch von der Kuppel der Peterskirche. Zu den schönsten Kirchen gehören, die Peterskirche die Ihr jedoch öfter besuchen müßt, um die kollosale Bauart als auch die prachtvollen Grabmähler und mosaikenen herlichen Altarblätter gehörig würdigen zu können, den bei jeden Besuch wirst Du diesen Künsttempel mehr schätzen lehrnen. Dan folgt die Paulus Kirche, jene zu

St. Giovani Laterano und alla Maria Magiore alle höchst großartig. Außerdem giebt es noch viele schöne Kirche die im vorbeigehen alle zu besuchen sind, da man fast in jeder etwas Vorzügliches zu sehen bekömt. Eine uralte Kirche ist auch außer der Stadt die wegen ihrer Bauart und einen wunder schönen Brustbild Kristi aus kararischen Marmor von Leonar[d]o de Vinci sehenswerth ist, der Nahme ist mir entfallen der Kirche.

Die Mosaig Arbeiter im Vatikan sind auch zu besuchen und die unzähligen Varieteten der Schmelzfarben890 anzusehen wie sie den Farben nach in den Fächern gereihet sind. Auch der Biebliothek im Vatikan ist nicht zu vergessen. //3

Unter der Alterthümern in der Stadt vorzugsweise das Coloseum welches auch einmahl beim Mondschein zu besuchen wäre, die Termen des Titus, die Gärten des Tiokletians, die vielerlei Striumpfbögen891 [et] Säulen wie auch mehrere Tempeln der Götter, das Panteon mit der kännen892 Kuppelwölbung. Außer der Stadt in der nächsten Umgebund die Piramiede des Cestius, Grabmahl der Agripina, die unterirdischen Catacomben wo die verfolgten Christen ihre Wohnungen und Gottesdienste hielten, altrömische unterirdische Begräbniß Famielien Gruften, die Wasserleitungen und sonstige Ruinen des Alterthums aller Art. Zu den beliebtesten Landpartien gehören Tivoli, Tusculum, Monte cavo, Frascati, Albano von wo aus der Albaner See zu besuchen.

In der Stadt ist auch der päbstliche Pallast am Quirinal und der Garten noch zu besuchen, so wie auch links die Gasse von Petersplatz ein Pallast sich befindet in welcher unbewohnt ist und wo sich die frieschesten und herlichsten Fresko Malerai von Rafa[e]l an den Wänden und Plafons befinden, die ich je gesehen habe. Der Nahme des Palastes ist mir entfallen doch wen ich nicht irre so hat i[h]n der König von Baiern angekauft.893 Die Öhlgemählde im Vatikan sind sehr wenige jedoch von vorzüglichsten Meistern und zwar ihre schönsten Arbeiten, und man wird schwehrliche größere Meisterwerke in der Welt finden, daher sie nicht genug oft und genau angesehen werden können.

Da ich diese Notizen aus den Kopf geschrieben habe, so dürften ma[n]che Unrichtigkeiten in den Nahmen vorkommen, die ich meinen schwachen Gedächtniß zur last zu legen bitte.

Berl[ei]narbeiten894 wären allenfals beim Fresci in der via condoti und Mosaig Arbeiten bei Fiocci auf der piazza di spagna vortheilhaft zu kaufen. Last Euch wen sich Gelegenheit darbittet auch portr[et]ieren. Wünscht H. v Fabriotti oder Galle895 eine lebende römische Venus Model stehen zu sehen, so sollen sie sich an einen der vielen Mahler die im Caffeehaus beim Franz immer zu finden sind verwenden. Ich bitte mich Eurer Reisegesellschaft zu empfehlen und grüsse und küße Euch mit wahrer Bruderliebe

Valentin

 //4 //Nina Jožefini//

Meine liebe theure Pepi!

Heut vor 8 Tagen hast Du mich zum Ball geschmückt, und nun sind wir so weit von einander getrennt wie viel Schönes hast Du schon gesehen ? ich sehne mich sehr nach einen Schreiben von Ancona, Sonntag in der Früh um 8 Uhr dachte ich an Dich und sah lebhaft wie Du das feste Land wieder betrittst; so gerne wäre ich bey Dir gewesen; doch Du wirst kein Bedürfniß nach mir fühlen, die liebenswürdige Russ wird wohl Dein Herz schon ziemlich gewonnen haben; ohne ihr würdest Du bestimmt mehr auf mich denken, sey nur aufrichtig. –––– Als Ihr fort ward, und ich hinüber kam war Julius schon im Schlafrock und wollte die Tetka sehen, er weinte sehr, mit Zuckerln habe ich ihm beruhigt, er sagt immer Tetka weit; er plaudert seit diesen 8 Tagen eine Menge Wörter nach, bis Du zurück kommt wird er schon ordentlich sprechen können; das wird noch eine lange Zeit werden, bis wir uns wieder sehen, schreibe mir genau wo Ihr hin den Weg nehmen werdet, ob mit den Rusischen zurück o896 ob durch die Schweiz; die meisten sagen Ihr hättet jetzt die beste Gelegenheit die herrlichen Gebirge im Augenschein zu nehmen. Ich bin vorgestern bey der Tombola gefragt worden wann wir unsere Reise nach Paris antretten werden ich gab zur Antwort etwas später es sey noch zu Kühl; wir besuchten die Tombola wegen den Violinspieler der bey Costa (wie Du weißt) spielte, er gefiel mir so wie auch Tini nicht sehr gut, nach der ersten Tombola u zwey Stücken von ihm giengen wir fort; es waren recht hübsche Gewinnste, ich glaube wir werden höchstens 1 o auch keine mehr mitmachen, lieber will ich zu Ostern wieder tanzen, ein tanzendes Abend gewährt mir mehr

Vergnügen als alle Tombola; sage den Gallé u Fabriotti daß wir Oster Montag die gewöhnlichen Touren zusammen tanzen. Die Galle ist noch immer im Bette, ich besuchte sie gleich Samstag da war sie recht übel, der Abschied hat sie hergenohmen.

Der Zimmermahler Langus war sehr schlecht er hat eine Lungenentzündung[.] 10 Mahl hat ihm der Nagy897 schon zur Ader gelaßen; heute ist ihm beßer gestern war er noch sehr schlecht er ist auch versehen worden;898 von unsern Handschuhmacher (den jungen Eheman) die Frau hat den Scharlach.899

Der gute Vater wird Dir morgen nach Neaple schreiben, er so wie meine Elter küßt Euch vielmahls; alle bekannte trugen mir recht viel Herzliches auf, wenn ein Brief von Ancona kommt muß ich die halbe Stadt ihm bekannt geben; das beste Mittel ist: ich setze ihm in die Zeitung.

An Eure Reisegesellschaft recht viel Schönes; achte nur auf Galle seine Mutter setzt ihr ganzes Vertrauen auf Dich. Für heute ist kein Platz mehr morgen werde ich keine so lange Merkwürdigkeiten Beschreibeungen machen laßen.

Seyd viel recht vielmahls geküßt von Eurer                       Euch liebenden Nina Zesko Julius schickt Pußerln, schreibe ihm auch einen Brief o eine Zeichnung.

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