Geliebter Fidelio!

 Laibach den 7. Decembre

Es ist zwar schon 10 Uhr des Abends, doch kann ich unmöglich früher mich, in das nunmehr öde Ehebett legen, bis ich nicht wenigstens einige schriftlichen Worthe an Dich gerichtet habe.

Mit der süßen Zuversicht, daß Gott Dich glücklich an Deinem Ziele anlangen ließ, berühige ich einstweilen, mein ängestliches Herz, Gott! wenn Dir etwas zugestossen wäre? lieber, lieber Fidelio, wie furchtsam macht doch die Liebe! – //2

Weißt Du? mein süßer Fidelis, warum ich heute erst um 10 Uhr zum Schreiben kommen konnte?

Ich war mit die Wagnerischen im Theater, und habe auch den ganzen Nachmittag dort bey der Wagner zugebracht, – das Theater war entsetzlich voll, und die Oper ist recht gut ausgefallen, der Vater konnte nicht ins Parterre kommen, und behalf sich mit der Galerie. Morgen Abend soll ich die Zeit bey der Uranitsch zubringen, sie giebt eine Abschieds Unterhaltung der Amelie,259 doch //3 hoffe ich für meinen Theil wenig Vergnügen, denn mein Geliebter, fehlt mir.

Ach mein Fidelio, liebst Du mich? Diese Frage, deren Beantwort auch mir so süß klingt, mußt Du mir auch schriftlich beantworten, so wie auch ich im Geist höre wie Du die ähnliche Frage an mich thust, und ich aus vollem Herzen Dir zurufe, ja ewig, ewig unaussprechlich liebe ich Dich!

Gott lasse Dich Deine Geschäfte, glücklich volbringen, dann eille aber bald wieder in die Arme Deiner Dich unaussprechlich liebenden

Pepi