Meine inniggeliebte, theuerste Frau Schwester!
Dein letztes gefälliges Schreiben hat uns Allen ein großes Vergnügen verursacht, in dem wir die gegenwärtig wohlthue[n]de Wirkung des Bades vernahmen, welches Dir im Anfange doch durchaus nicht zusagen wohlte. Das die Unterhaltungen nicht so zahlreich und lärmend sind, ist gerade Deiner Gesundheit zuträglicher, und Deinem ernsten ruhigen Gemüthe wird die zärtliche Geschelschaft Deiner threuen Jugendfreundin ohnehin mehr zusagen als die bunten Vergnügungen.
Deine Anotation das Du mein Stilschweigen für Mangel an Liebe ansehen wilst[,] solte mich zwar kränken, doch weiß ich, daß Du dies nicht im Ernste meintest, und mich nur dadurch zu einer sogleichen Antwort veranlassen woltest, was jedoch auch ohne diesen geschehen wäre. Dein
Gemahl hat Dir schon einigemahl geschrieben, und Dir die unbedeutenden Ereugnisse die sich seit Deiner Abwesenheit zutrugen mietgetheilt, dadurch mich daher faßt allen Stofes zu einem Brief beraubt, bis auf die Versicherungen meiner Liebe, Zährtlichkeit und Hohachtung die ich zu Dir fühle, wäre mir faßt nichts zum schreiben übriggeblieben, und derlay Zusicherungen zu äußern bedarf es zwieschen uns nicht, wir sind glaube ich zu sehr unserer volkommnen gegenseitigen Zuneigung versichert, als sie durch schriefliche Zeichen noch bekräftigen zu müßen. //2
Jedoch will ich Dir denoch es unerwartetes Mählden, das ist, daß ich morgen in Geselschaft der Fräulen Reia550 und ihres Bruders, wie auch des jungen Pesiak aus Triest551 nach Roitsch fahre.552 Fabriotti ist heute mit seiner Frau und den 2 Fräuln dahin gereist, wir wollen insgesammt aldort dem Nanetten Feste beiwohnen welches Sontag abgehalten wird werden. Vieleicht köntest auch Du Sontag mit der Fr. Fontana nach Roitsch kommen, um dem Balfeste beizuwohnen, und Montag alsdan wieder zurückfahren. Dies würde für mich wohl die größte Freude sein, und mir die Unterhaltung um vieles erhöhen. Solte es Dir aber nicht möglich sein so werde ich vieleicht denoch das Vergnügen haben
mit Dir später ein par Tage dort sein zu können. Den ich gedenke wen es mir in Roitsch gefält und die Geselschaft zusagt etwas länger dort zubleiben (da meine Reise Geselschaft wahrscheinlich gleich Montag zurückkehren dürfte) um alsdan nach Tüffer Dich abhohlen zu kommen, wo uns Samstag Abends den 4. August der Terpinz mit seiner Gelegenheit in Cilly erwarten wird, wo wir sodan wen es
Dein Wunsch sein wird Sontag früh nach Roitsch fahren können. Du wirst ohnehin über diesen Punkt noch von Deinem H. Gemahl näher in Kentnieß gesetzt werden.
Zu den neuesten Nachrichten gehört, daß der Herzog von Reichstadt gestorben ist.
Unser guter Vater, Dein Gemahl so wie ich genießen der volkommensten Gesundheit, und Du kanst diesfals ganz ohne Sorgen sein. //3
Mein so schön geglaubtes Pferd mußte ich wegen einen von den Churschmieden553 anerkanten innerlichen Fehler dem Verkäufer zurück geben, für gegenwärtig hat H. Terpinz die Gefälligkeit gehabt mir sein junges Pferd zu überlassen, mit welchen ich trotz dem, daß es noch nicht gut eingefahren ist, schon einigemahl ohne allen Unfällen in den 3 Rädrigen Wagen ausgefahren bin.
Die Fr. Langus befindet sich noch hier und wird gar nicht nach Oberkrain gehen, weil sie nicht allein oben sein wil, ich war heute bei ihr gewesen meine Gratulation abzustatten, und habe ein gleiches auch von Deiner Seite ihr vermähldet.
Mit dem sehnlichsten Wunsche, daß Du recht gesund verbleiben möchtest, und daß das Baad die volkommenste beste Wirkung auf Dich machen würde, damit das Beabsichtigte dadurch ereicht werden möchte, grüßen und küssen der Vater und ich Dich mit herzlichsten und wärmesten Liebe
Dein
Laibach am 26. Jully 1832. thueuer Bruder
Valentin
Von allen Bekanten folgen die Höf.554 Empfehlungen. Hinsichtlich des Balles dem ich in Roitsch beiwohnen werde darfst Du wegen meiner keine Sorge haben, ich werde gewies nicht viel tanzen und mich nur mehr mit dem zusehen unterhalten.
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