No 6
Laibach am 5. April 1839.
Meine Lieben, Werthgeschätztesten!
Ihr seit äußerst saumselig in der Corespondenz, und ich könte über Euer langes Stillschweigen faßt böse werden, wen ich aus eigener Erfahrung nicht wüste wie oft es einem bei dem besten Willen schwehr wird auf der Reise zu schreiben, und wie wohlthätig die Ruhe nach einen bewegten Tage ist. Dies dürfte nun wohl auch bei Euch der Fal sein, und ich wil nach keiner andern Ursache grübeln. Aus Deinen letzten im Fabriottischen Brief eingeschlossenen Billiet an die Nina von 15. März haben wir ersehen, daß Euch die Witterung günstiger geworden ist und Ihr bereits schon einen Theil der schönen Umgebungen Neapels besucht habet, und ich hoffe das Ihr das Vorzüglichste werdet angesehen haben, evor956 Ihr diese hiemlischen Gefielde verlassen habt. Nicht minder haben wir auch schon durch die Fr. v Luchin die Nachricht erhalten das Ihr bereits wieder in Rom angekommen seit und bis zum 12. dieses in Florenz ankommen dürftet, daher wir erwarten das Euch diese Zeilen sicherlich aldort wohlbehalten antreffen werden. Das Euch der Mitländische Meerbusen minder günstig war als der Adriatische, und Eure letzte Überfahrt mit algemeinen Unwohlsein verbunden war, bedaure ich wahrlich, doch nun ist es vorüber und es ist gut das Ihr nun erfahren habt was eigentlich heißt seekrank zu sein. Deshalb nicht der Muth verlohren und neuerdings in Livorno eingeschieft nach Genua, wer wird so lange wohl zu Lande trodeln. ––––
Wir haben seit Euren 3t Aufenthalt in Rom noch keinen Brief von Euch bekommen, Ihr dürftet nun wohl im Besitze aller unserer Briefe sein, nähmlich zweier von Neapel und dreier in Rom.
Ich bin mit Euren Briefen nicht zufrieden, sie sind mir viel zu kurz, die Sehenswürdigkeiten nur oberflächlich berührt, und ich vermieße vorzüglich jene Wärme, jenes Entzücken was ich sonst gewohnt war in denselben zu finden. Was ist wohl die Ursache davon? –– Ich will hoffen das Ihr dies alles durch die mündliche Überlieferung verbessern werdet. Nun habt Ihr die Merkwürdigkeiten des weltberühmten Roms kennen gelehrnt, die prungvollen957 prächtigen Kirchenfeierlichkeiten gesehen und die feierlichen ergreifenden Gesänge gehört und werdet jetzt meine Schätzbaresten nach bekanten Gegenden zurück kehren, die sicherlich neuerdings Euch freundlich entgegen lächeln werden, nur wünsche ich Euch ein bessers Wetter als wir es bis nun hatten, den heuer waren die Ostern weiß, gestern und heute früh hat es noch geschneit, wir haben fortwährend feucht kalte kottige Witterung, die Vegetation ist noch todt. //2
Sicherlich werdet Ihr nicht unterlassen die noch nicht bekanten Städte Pisa, Livorno und Turin Comersee958 zu besuchen. Da Ihr nach meiner Ansicht auf jedenfal nach Mailand komen werdet, so solt Ihr auch dort einen Brief von uns bekommen. H. Galle hat geschrieben das Ihr gesonnen seit nach der Schweitz zu reisen und er sich anzuschließen, ich habe Euch meine Besorgnieß diesfals schon in einigen Briefen mitgetheilt ob die Witterung nicht zu kalt dazu sein dürfte, den die Schweitz stelle ich mir zu jener Zeit am schönsten vor, wen die Thäler und Hügel mit frieschen Grün bedekt sind wärend im Hintergrunde die Alpen im Schnee erglänzen, Du wirst daher wohl nicht unterlassen in Mailand die nothigen Erkundigungen diesfals einzuhohlen. Imfal Ihr das Gebirgsland durchzieht, so hat mir die Wagner hier aufgetragen Euch von Ihr Schwagern zu mählden, daß Ihr ja gewieß besuchen solt, sie machen schon Projekte wohin sie Euch überal führen werden.
Von den Todt des Tenoristen Norit habe ich schon in mehrern Zeitungen gelesen, an ihn hat sich wahrhaftig das Sprichwort bewährt: prima veder Napoli e poi morire.
In der Wirthschaft in Kaltenbrun geht alles in bester Ordnung vor sich, und es ist bis nun noch nichts störendes vorgefallen, außer einem Schweindel welches geschnitten würde959 und krepirt ist, die Felder können wegen der anhaltend nassen Witterung nicht bebaut werden, Ihr versäumt daher durchaus nichts, sämtliches Dienstpersonale ist verträglich (und derart sparsam das wir nur mit Mühe einige Haipel960 Sallat bekommen konte) und läßt seinen Handkuß entbitten. Mit Deinen Wagenpferden sind wir noch nicht gefahren, doch kommen dieselben faßt täglich aus, und sehen sehr gut aus. Wegen den angesuchten Mühlbau ist noch keine Anfrage oder Antwort gekommen, so wie auch in übrigen keine Zustellung oder Briefe an Dich zugestelt worden sind. Mit dem Auerberger werden wir nächster Tagen nach Kaltenbrun den Strich niviliren gehen. Der Lucerner [et] Sparset
Sammen ist angekommen.
Carl Florian ist schön öfter in Laibach gewesen, doch weder er noch sonst welche Krainburger haben sich nach Euch bis nun erkundiget, während die Laibacher recht fleißig nach Euch nachfragen. Dem Dor Terpinz [et] Urbanschitz habe ich Eure Briefe zur Einsicht eingeschickt, die Pepi Urbanschitz erwartet von Dir teure Schwester einen Brief, hast Du ihr i[h]n versprochen, so vergesse nicht darauf, weil es sie sonst kränken würde.
Wir befinden uns alle gesund, bis auf den Ludwig der auf unter der linken Wange eine große Geschwulst schon seit einer Woche hat, selbe sol in wenigen Tagen aufbrechen, ist //3 wahrscheinliche Folge von schärfe des Geblütes oder Überkühlen, sol übrigens nach Aussage des alten Dor.Melzer nichts zu bedeuten haben. Er ist noch ziemlich geduldig in seinen Leiden, und dürfte wen dieses Übel vorüber ist bald abgespänt werden. Julius hat seit Eurer Abwesenheit sich bedeutend entwickelt, plaudert und spielt beständig und ist gewöhnlicher weise sehr herzig und lieb, ich wünschte oft das Ihr i[h]n sehen köntet, recht viel Buserl sendet er Euch.
v Spaun961 ist nach Wiener Neustadt übersetzt, gestern, heut und morgen ist Lizitation dort, und anfangs künftiger Woche wird die Wohnung leer, und von uns aus geputzt und gemahlt werden, so das wir schon in baar Wochen dort einziehen könen, auf diese Art ist uns nicht nöthig Eure Wohnung in Anspruch zu nehmen, und wir machen doch noch zeitlichgenug den Pauitschen Platz. Anfa[n]gs künftiger Woche übernehmen wir schon den Kutscher, Kuhmagd [et] Kühe. Das Überziehen dürfte mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden sein, doch hoffe ich das wir bald in Ordnung sein werden. Die Spanischen werden einstweilen bei den Gregelischen962 wohnen und gegen Ende dieses Monaths abreisen. H. v Galle hat mich ersucht für ihn 8 St. Buschakatien963 zu bestellen, auch ich wünschte derlei, weiß zwar das selbe bei Cilly964 zu bekommen waren, doch nicht bei wem, sei daher so gut mit nächsten mir zu berichten von wem Du dieselben erhalten hast.
Neuigkeiten weiß ich Euch keine mitzutheilen, als das bei den ohnehin schlechten Aussichten wieder 2 neue Schnithandlungen entstehen werden, nähmlich Ensbruner [et] Malli trennen sich,965 eben so der Schwiegersohn Klinger von der Sonz,966 Andriolli967 hat seine Spezeirei [et]
Spedizionshandlung968 seinem beschnurbarteten Laden oder Buchhandlungsdiener N. und den Scaria aus Tufstein969 übergeben, letzterer kömt zur Handlung wohl ohne den mindesten
Merkantilkentnissen, sonderbare Zeit! ––– Beiden Pferden die er von Fabriotti kaufte hat er nicht den besten Nutzen gehabt, den er verkaufte sie um 300 ƒ den Velasti.970 Fr. v Galle war soeben hier und erzählte uns aus den Briefe Ihres H. Sohns das Ihr alle gesund seind, von den vielen Fremden, und das Ihr der Verwendung einiger Geistlichen zu danken habt die bequemere Beiwohnung der Kirchenfeierlichkeiten.
Soltet Ihr von Mailand die Reise nach der Schweitz machen so wäre es zweckmäsig die erkauften um sonst überfliesigen Gegenstände in eine Käste zu paken und durch fracht oder Eilwagen anhero zu senden, da sie sodan o[h]nehin keiner Untersuchung oder Zoll mehr unterliegen. Von allen Bekanten folgt recht viel Schönes. Herzliche Grüsse von den Schwiger Ältern. Mein liebes Weibchen wird glaube ich auch selbst schreiben, daher ich in der Erwartung recht bald Briefe von Euch zu bekommen, mit Gruß und Kuß bleibe Euer Bruder
Valentin
An die Reisegeselschaft meine und des Vaters Empfohlungen
//4 //Nina Jožefini//
Meine liebe theure Pepi! Hast Du denn schon ganz auf Deine Nina vergeßen? Fast möchte ich es glauben, Zeit zum Schreiben wirst Du wohl haben, nachdem Galle u Fabriotti die ich für nicht so fleißige Correspondenten hielt, eine ¼ Stunde erübrigen konnten, etwas kränkt mich Dein langes Stillschweigen, sollte Dich vielleicht etwas in meinen Briefen verdroßen haben, ich weiß nichts; wärest Du wirklich auf mich böse, so bitte ich uns nicht durch Entziehung Deiner uns so theuern
Handschrift zu bestrafen, Du bist aber nicht so gesinnt wie sonst, etwas fehlt Dir, Dein nächster Brief wird mich überzeugen was die Ursache ist. Daß vorzüglich Dir die italienische Luft so gut anschlägt freut mich von Herzen, bist Du vergnügt und heiter? Frau von Russ wird Dir manche angenehme Stunde verschaffen, durch ihr liebevolles und herzliches Benehmen, Du wirst Dich so sehr an sie gewöhnen, daß Dir die Trennung (welche doch einmal Statt finden wird müßen) schwer fallen wird; sie wird Dich mehr für sich gewinnen als ich, ihr heitres muntres und zugleich liebes Wesen gefiel Dir ja schon hier, schreibe mir ganz aufrichtig darüber.
Die Wagner kann den Tupf nicht aus Laak bekommen, ich traue mich gar nicht mehr fragen zu laßen, da sie schon sagte, sie würde ihn sogleich schicken sobald sie ihn erhält; sie leidet öfter an Magenkrampf, sie trug mir auf recht viel Schönes an ihr zu schreiben, so wie auch von Langus, u Rautners folgen Grüße und Empfehlungen. –––– In 2 Wochen hoffe ich schon meine Wirthschaft im echten Sinn des Wortes anzutretten, die Witterung ist leider so schlecht, daß ich jetzt nur selten von den Garten profitiren konnte; eine Kuhmagd habe ich schon aufgenommen, daß heißt für Johanni;971 zum Ludwig als Kindsmächen die Schwester von der ersten Mitza, die sehr brav seyn soll, in 3 Wochen glaube ich wird Ludwig keine Zuse972 mehr brauchen, die Amme ist schon voll Unwillen.
Frau v Pavitsch hätte gern die Mitza gehabt (die bey Julius war) sie war schon so halb entschloßen den Dienst anzunehmen als sie jedoch hörte das ein zweites Kleines im August nachkommt[,] verlor sie die Lust. Seraphine Zois973 ist schon 2 Mal verkündet worden; der Bräutigam scheint noch nicht hier zu seyn. Vom Oberst seiner Heirath ist alles wieder still. Oster Montag war die lezte Tombola, die Gewinnste bestanden bloß aus Gold u Silber, ich war nicht darin, es sollen 350 Personnen gewesen, man weißt sich noch keiner so vollen zu erinnern, der Ball ist den 15te den Kaiser zu Ehren.
Liebe Pepi noch um etwas muß ich Dich bitten, für mich ein so weißes Ticherl o einen Voile zu kaufen wie Du mir aus Triest brachtest, jedoch etwas größer, was Du für zweckmäßiger findest, hast Du mir Glocken aus Rom gebracht? u die ganze Garnitur wie mein Tini ersuchte für mich zu nehmen?
Zum Schluß bemerke ich Dir noch daß ich immer zu Haus bin, Tini u Vater sehen abwechselnd den Wirthschaft nach u ich bin bey meinen Kinderln. Nun küße ich Euch vielmals u bin unveränderlich
Deine Dich liebende Nina
An der Reisegesellschaft meine Empfehlung.
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