Laibach am 9. May 1839. 

Vielgeliebter, teurer Freund und Bruder!

Mit besonderer Freude ergreife ich heute die Feder um Dir mein Schätzbarester die letzten Zeilen in die Inselstadt zu senden, wo Ihr schon halb in der Heimath sein werdet. Eure lieben Briefe von Genua [et] Turin haben wir erhalten, und mit vielen Vergnügen daraus ersehen, das Ihr Eure Reise gesund, wohlbehalten und vergnügt fortsetzt, und so viel ich merke auch beschläunigt, den von Florenz bis Mailand seit Ihr wohl in kurzer Zeit gekommen. Letztere dürfte Euch auch nicht zu lange in ihren Mauren zurückhalten, außer Ihr müßtet Geselscahft halber verweilen.

Ich bin recht froh das die Witterung für die Schweitz nicht geignet ist, sonst müsten wir Eure werthe Geselschaft noch lange entbehren, und wir wünschen alle sehnlichste schon lange Euch in unsern guten Vaterland zu haben. Bis nun hast Du wohl nichts hier zu versäumen gehabt, jedoch jetzt dürfte so ma[n]ches kommen was Deine Gegenwart erheischt.

In Kaltenbrun geht alles seinen gehörigen Gang vorwärts, wegen Deinen Mühlbau ist noch nichts gekommen. Die Zahlung für den Wald ist auch noch nicht vorgekommen, so wie auch keine Gelder aus Tirol angekommen sind. H. v Andriolli hat mir als {aconto} //2 Zahlung 20 ƒ übergeben mit der Bedingniß das Du einige Reparaturen vornehmen wirst. Der Maier hat einen Ochsen um 52 ƒ erkauft, dem Mühler Ferlinz ist seine schönste feteste Kuh nach der Niederkunft abgestanden welche über 80 ƒ in Werth war. Die Leposizits[c]he Lotti ist gestorben. Von Graf Hochenwarth ist ein ehrender Nekrolog des Gubernialrath Gogel im Ilirischen Blat998 vorgekommen. H. Malitsch hat in Insbruck ein Haus um 25.000 ƒ gekauft mit Inbegrief einer Handlung in welcher er seine beiden Söhne mit Einlage von 30.000 ƒ etablirt. Sein Kontrakt für die Stahlungen dürfte auf 10 Jahre erneuert werden.

v Galle hatte vorige Woche die Übergabe des Bezirkes. In Krainburg ist nichts Neues und meines Wissens alles gesund so wie auch bei den Urbanschitz. Auch wir befinden uns insgesamt wohl, der gute Vater hat sich zur Ader gelassen, Ludwig dürfte dieser Tagen abgespähnt werden, Julius ist sehr lieb, dan und wan aber auch etwas eingensinnig, der H. Schwieger Vater auf Bereisungen in Istrien und Görz und dürfte ziemlich zu gleicher Zeit mit Euch zurück kehren. Ihr werdet wohl von Venedig nach Triest mit Vapor und von dort mitelst Eilwagen hieher fahren. Den Tag und die Zeit Eurer Ankunft bitte uns genau anzuzeigen, wir wünschten Euch eine Streke entgegen zu fahren. //3

Da wir schon einmahl von Euren Quartir gebrauch gemacht haben, so provitiren wir von dieser Güte noch gegenwärtig um Deine Kasse gehörig bewachen zu können, und zugleich unsere Wohnung hinlänglich austrocknen zu lassen. Übermorgen jedoch werden wir jedoch verläslich in unsere Villa ziehen, und das Lied: leb wohl du stilles Haus, anstimmen. Die Übersiedlung fand druchgehends auf Wagen mit eigenthümlichen Arabern [et] Dienstpersonale stat, bestand in zirka 12 Fuhren, war mit ma[n]chen Wiederwärtigkeiten verbunden, nun ist alles gröstentheils wieder aufgestelt, und das schlimste überstanden. Ich verlange mir wahrlich nicht oft zu übersiedeln, der H. Vater war gut aufgelegt dabei und hatte viel Geduld und scheint für die neue Besitzung Liebe zu gewinnen. Von baar Tagen habe ich schon 24 Mirling Getreide in die bauern Mühle nach Kaltenbrun geschickt, am Morast 12 Mirling Haber angesäht und um dafür 6 Mirling zu erfechsen. Gerste[,] Erdepfel etc. sind auch schon in der Erde, den Wiesenantheil in Stadtwa[l]dt neben meinen links hätte ich auch um cirka 550 ƒ kaufen können. Die Spargel scheint die Spaun mitgenohmen zu haben, den es kommen bei weiter nicht so viele zum vorschein als sie uns davon erzählt haben. In der angenehmen Entgegensehung Euch meine Lieben recht bald zu umarmen, grüßet [et] küsset Euch mit inniger Liebe Eurer Bruder         Valentin

 Von der Schwieger Mutter alles Schöne, so wie von allen Bekanten.

//4 //Franc Češko Jožefini//

Liebenswürdigste Josephine!

Deine erlassene Zeillen aus Turin von 1t dies habe sehr vergnüglich erhalten, aus selben die Vorthsezung Eurer Reise, mit so vielen angenemen Gegenständen, als schönen merkwürdigen Städten und Länderen Vermög vorgenomen Zwegke, wurde hofenlich nach Wunsche erzilt \ Es wirdt noch in derfolge geferlich sein, werender Tafel ein Reise gespräch anzufangen, weilen selbes gewisser massen auch bald wieder Recetif werden könte, nach Arth der Herrn Engelender abermahls noch welche Vorzunemen zum Glück hofe, und freue mich herzlich Euch baldigst gesund und vergnügt wieder zu sehen samt meinen lieben Julius, welcher so oft herzlich ausspricht meine Liebe Tante.

Meine Jungen leibeln haben glaube ich schon daß meiste berichtet, wofon ich hatte etwas sagen können. Dahero wird von unsern Auszug lieber etwas mündliches nachgetragen werden? Wier wünschen noch zuguten lezt noch welchen angenemen Bericht nebst anzige des Verging lasen wiedersehens in zwieschen folgen, noch vielen Küsse an Euch beide von den aufwehtigsten Vatter

Franz Zeschko

//5 //Nina Jožefini//

Laibach den 9t May

1839.

Meine geliebte, theure Pepi! 

Nun endlich ersah ich aus Deinen Breif von Turin daß Ihr einmal gesonnen seyd in Eure Heimath, wo wir alle mit Sehnsucht Eurer Ankunft entgegen sehen, zurückzukehren; wohl eine lange Trennung war das, ich hoffe Dich, meine Liebe nicht mehr so lang entbehren zu müßen, viele solche Reisen werdet Ihr doch nicht mehr machen, Fidelio soll lieber bauen als so lange ausbleiben, doch ich gönne Dir von Herzen alle Vergnügungen und Merkwürdigkeiten die Du genoßen, es werden gewiß viele Unannehmlichkeiten auch mitverbunden gewesen seyn, Gott sey dank daß Ihr gesund Alles durchgemacht habt und nun bald in unserer Mitte seyn werdet.

Kuhmagd habe ich eine genommen die bey Janesh999 war, u sehr brav seyn soll, besonders bey den Kühen, Mari theilte ihr mit was sie zu thun hat und ging alles ein, Lohn sagte die Mari hat die jetzige 30 fl, mit dem ist sie zufrieden, solltest Du mit ihrer Leistung //6 befriedigt seyn so bath sie noch um etwas mehr[,] ich verspracht jedoch nichts bestimmtes, da ich weiß daß Du öfter auf Schürtzen o Röck gekauft hast.

Köchin war ich noch nicht so glücklich zu erhalten[,] die von Frast wollte nicht kommen, weil die Lisi wieder zu Haus ist, sie hat vermuthlich geglaubt Du hättest sie noch bey der Mari, ich habe mich auch nicht mehr um sie beworben[,] die beym Mengen1000 war ist heute bey mir gewesen, ich glaube Du würdest zufrieden seyn mir gefällt sie recht gut, nur bath sie mich noch paar Tage zu warten, weil Malowetz1001 sie für den folgenden General recommandirt hat, ich sagte ihr sie müße mir morgen die bestimmte Antwort bringen, weil sich eine brave aus dem Casino mir angetragen hat, mir ist es so schwer, ich möchte Dir gern eine recht geschickte u ordentliche verschaffen, damit Du Dich nicht selbst plagen darfst, ich wäre sehr erfreut wenn mir mein Wunsch in Erfüllung ginge. //7

Der Rautner1002 ist gefährlich krank, er fing mit einer Rippensellentzündung an u jetzt soll es in das Nervenfieber übergangen seyn er ist nicht bey sich, sie findet ihm wohl gefährlich u schlecht allein vom Nervenfieber scheint sie nichts zu wißen, die Mutter1003 ist nach Wisenau1004 u obwohl sie ihr schon 3 Briefe schrieben noch nicht gekommen, überhaupt scheint sie nicht sehr gern hier gewesen zu seyn, ich bedaure die arme Rautner von Herzen, die sie in andern Umständen ist, leidet sie doppelt.

Toni Hauk sang in einen Concert im Theater welches von Nanette Herzum1005 gegeben wurde, sie muß einen großen Feind haben, der die Carnolia1006 wählte um seinen Groll auszulassen, ich war nicht darin (überhaupt soll es leer gewesen seyn). Ich las in der Carnolia die Recention welche lautet: Außerdem hörten wir bey diesen Concert eine Scene e cavationa aus Catarina di Guisa vorgetragen von einer Dilettantin Fraül. H. Es scheint nicht passend zu seyn, solche Sängerinen, welche mit Scalensingen, Solfeggiren, Tonbilden, und Anschwellen, Notentreffen //8 und Tak[t]eintheilen, und wie die musikalischen termini tehnici alle heißen mögen, noch vollauf beschäftigt sind bey diesen heilsamen elementarischen Uibungen unzeitig zu stören; wir hatten keine Idee daß das die Toni anginge erst haute fragte Fabriotti den Tini ob er schon gelesen in der Zeitung die Critik über das Concert, wo die Toni so hergenomen wird, ich war ganz erstaunt; ich sah sie seitdem nicht, das wird eine Kränkung seyn unsere Prima Donna so herabzumachen ist auch undelicat, ich denke sie wird das öffentliche Singen jetzt für immer aufgeben, ich an ihrer Stelle könnte nie mehr auftretten.

Pavitsch ihr Kleiner war zum sterben an Fraisen1007 da lernte ich kennen was Fraisen für ein schrecklicher Zustand ist, ich war recht fleißig bey ihn, sie hat ihn schon die Augen zugedrückt u das Licht gehalten, auch schien sie ganz auf seinen Tod gefaßt zu seyn; jetzt ist er beinahe ganz gut.

Nun meine liebe Pepi muß ich wohl schließen, sonst kannst Du nicht einmal die Briefe durchlesen da Dir so wenig Zeit übrig bleibt, lebe wohl u noch recht vergnügt bis Dich umarmt

Deine

aufrichtige Nina

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