Sauerbrunn den• 30ten Jully 1838.
Meine innigst geliebte Josephine!
Ich beeile mich, Dir mit gegenwärtigen Schreiben unsere Reise u Ankunft in Rhoitsch nebst dem sehr eleganten Anna-Ball zu bemerken. Wir fuhren mit Schlag 8 Uhr am Samstag von Laibach mit 2 Wägen in Gesellschaft von 16 Personnen ab, u speißten recht gut zu St. Oswald864 kammen um halb 6 Uhr in Cilli an, wo wir nach einer Stunde mit vieler Mühe einen Wagen für die Weiterfahrt nach Rhoitsch aufgefunden haben, den alles war schon durch mehrere Tage früher für Fahrt daher occupirt; wir kammen nach mehrmahligen Reparationen an unsern Reise-Wagen unter immerwährenden fröhlichen Gesang, lustig aber erst um 11. Uhr nach Roitsch an, der Controleur der uns unser Bodenzimmer in Bereitschaft sezte war schon im tiefen Schlaff, bald hätten wir die Nacht im Reisewagen zubringen müßen, wenn nicht unser //2 wackere Reisegesellschafter H. v. Leutzendorf,865 seinen Wetter den H. Controleur durch Einwurf einer Fensterscheibe uns nicht vor dem Nachtlager im Reisewagen befreiet hätte. Am Sontag in der Früh traffen wir eine Menge Bekante hier an, für mich den H. Millanich866[,] Math Castagna,867 Fontana,868 Wasser [et] Familie869 von Laibach[,] Mad. Dr. Zwäyer,870 Püchler871 etc. etc. – um 8. Uhr Morgens kamm auch die schöne Frau Pavitsch872 mit der Fr. Schwester u Schwager H. Fischer von Landstraß873 an, leider mußten Sie aber eine viertel Stunde weit von Roitsch in einem Bauerhaus ihre Unterkunft suchen,874 denn es ist alles steckvoll, im neuen großen Gebäude ist eine ganze Colonie Triestiner mehrere Wägen die Tagsvorher v. Wien hieher ankammen mußten in die nähere Bäder abfahren, wo Sie die Möglichkeit abwarten hier Unterkunft zu finden, den es sollen nebst den Benachbahrten über tausend Menschen gestern hier geweßen seyn, außer allen angefühlten Gast u Tracteur Häußern waren zu Mittag an drey langen Tischen im
Speißesall 193 Gedecke, u wir besteckten gleich morgens um 8. Uhr //3 unsere 5. Plätze u trozdem ist wegen Misverstand der Kellner zwischen Fabriotti u dem Redacteur des östereichischen Beobachters Pillati875 zu einem Platzwortwechsel gekommen, der jedoch bis zum Ausgang der Tafel von beyden Partheien beigelegt wurde. Ich saß gleich neben der Frau Pavitsch und dreyen sehr schönen aber noch etwas zu jungen Fiskal Töchtern Agrams.876
Nachmittag um 5. Uhr war Theater im freien von der Cillier Schauspiel u Sänger Gesellscahft u Abends um 9. Uhr ging der große sehr geputzte Ball von mehr als 400. Personen an, darunter glänzten laut heutigen Brumen u nach unserer gemeinschaftliche Clasification: an Frauen
Primo Loco: Die schöne und kräftige Frau Vidali von Agr[am]
2do Frau Pavich von Laibach
3.” Jellusich (Nichte von dem Laibacher Jellusich)
4. Gräfin Peatschovitsch geborne Esterhassy nicht so wegen der Schönheit, als wie wegen ihres sehr lieben Betragens ausgezeichnet, ihre 6 Schnüre Perlen von auserordentlicher Größe schäzte man auf 12 tausend Unter den Fräulein: Imo Loco mit großer Auszeihung Contessa Peatschovitsch die Schwägerin von der obigen, ein sehr liebes Geschöpf
2do Cheristuri aus Agram877 3tio Frl. Schildenfeld
Unter dem Nachwuhs die drey Fiskal-Töchter Agrams.
Der Ball war sehr glänzend die Herrn Codelli, Baron Lazarini (Witwer) nebst seinem //4 Bruder tanzten recht viel, der Cotilion ist von dem H. Jellaschitsch als Vortänzer Codelli, Lazarini u Fabriotti geordnet u sehr gut getanzt worden: Ich u H. Dr. Burger waren bis 12 Uhr am Ball, Fabriotti, Leutzendorf u Praprotnig von Oberburg878 bis gegen 6. Uhr. Gräfin Auersperg nun Pavitsch879 u Baronesse Mushkoni880 sind auch hier, doch ohne Auffallenheit in gewißen Rücksicht. So eben sehe ich daß ich kein Platz am Papier mehr habe, u meine ganzen Schreibrequisiten sind äußerst spaßig u schlecht bestellt, ein Tischchen u ein wacklender Stull für 5. Personen. Heute ist schlechtes Wetter, ich hoffe bis Anfang der andern Woche Zuhause zu seyn u meine herzliche Pepina recht abzubußeln.
Von meinen Freunden schöne Grüße an Dich Dein treuer Fidelis
wie auch von mir an unsere Angehörigen.
Vater, Tini, Nina.
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